Ausland

Konfliktparteien im Jemen setzen Nahrung als „Kriegswaffe“ ein

  • Montag, 30. Oktober 2017
/dpa
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Riad – Die Vereinten Nationen (UN) haben den Konfliktparteien im Jemen vorgeworfen, Nahrung als „Kriegswaffe“ einzusetzen. „Der Jemen steht kurz vor der Hungersnot. Cholera verstärkt die dramatische Nahrungskrise. Essen wird als Kriegswaffe einge­setzt“, sagte die Vize-Chefin des Welternährungsprogramms (WFP), Elisabeth Rasmussen, gestern bei einer Jemen-Hilfskonferenz in Saudi-Arabien.

Die UN forderte bei der von Riad ausgerichteten Konferenz einen „sicheren, schnellen, ungehinderten“ Zugang in das Land, um Notleidenden helfen zu können. UN-Nothilfe­koordinator Mark Lowcock sagte, Häfen, der Flughafen in Sanaa und Straßen müssten wieder für Hilfsorganisationen geöffnet werden.

Mehr als 2.100 Tote durch Cholera

Im Jemen stehen nach UN-Angaben sieben Millionen Menschen kurz vor der Hungers­not. Etwa 17 Millionen Menschen und damit 60 Prozent der Gesamtbevölkerung leiden demnach unter einer unsicheren Ernährungslage. Seit April starben bereits mehr als 2.100 Menschen an Cholera. Krankenhäuser können aufgrund der Blockaden von Häfen und des Flughafens in Sanaa die grundlegende medizinische Versorgung kaum gewährleisten. Der Leiter des UN-Büros für humanitäre Hilfe (OCHA), Mark Lowcock, sagte am Wochenende zum Abschluss seines Jemenbesuchs in Sanaa, die schnelle Ausbreitung der Cholera-Epidemie, die ausgeprägte Nahrungsmittelknappheit und die vielen Binnenflüchtlinge hätten ihn „schockiert“.

Der OCHA-Chef rief dazu auf, allen Notleidenden den Zugang zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen. Der  Flughafen von Sanaa müsse für kommerzielle und humanitäre Flüge geöffnet werden. Lowcock führte Gespräche in Jemens vorläufiger Hauptstadt Aden und in der von Rebellen kontrollierten Stadt Sanaa. Er besichtigte Krankenhäuser in mehreren Regionen des Landes und traf Beschäftigte des Gesundheitssektors, die seit Monaten kein Gehalt mehr bekommen.

In dem Land kämpfen schiitische Huthi-Rebellen und mit ihnen verbündete Militär­einheiten des gestürzten Staatschefs Ali Abdallah Saleh seit 2014 gegen Truppen des international anerkannten Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi. Seit März 2015 fliegt eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition Luftangriffe gegen mutmaßliche Stellungen der Rebellen. Der Allianz wird vorgeworfen, auch Schulen, Krankenhäuser und andere zivile Ziele anzugreifen. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bislang mehr als 8.650 Menschen getötet.

afp

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