Krankenhäuser sollen mehr Zeit für Nachhaltigkeitsberichte erhalten

Berlin – Obwohl Krankenhäuser voraussichtlich mehr Zeit für das Verfassen von Nachhaltigkeitsberichten erhalten, sollten sie sich weiter intensiv mit dem Thema beschäftigen. Denn das Umsetzen einer Nachhaltigkeitsstrategie bietet Vorteile für die einzelnen Häuser. Das wurde vergangene Woche auf dem DRG-Forum in Berlin deutlich.
Wie René Schubert von der Deutschen Krankenhaus Trustcenter und Informationsverarbeitung GmbH (DKTIG) erklärte, waren ursprünglich circa 1.100 Krankenhäuser in Deutschland von der Pflicht erfasst, im kommenden Jahr einen Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2025 zu veröffentlichen. Die europäische Gesetzesinitiative Omnibus Simplification Package stellt nun jedoch eine Vereinfachung des Verfahrens in Aussicht.
Unter anderem sei nun vorgesehen, dass nicht mehr Unternehmen mit 250 Mitarbeitenden zum Anwenderkreis des Gesetzes zählen, sondern Unternehmen mit 1.000 Mitarbeitenden, sagte Schubert.
Zudem soll die Berichtspflicht um drei Jahre auf das Jahr 2028 verschoben und der Umfang der zu liefernden Daten reduziert werden. Schubert betonte dabei, dass es sich bei der Gesetzesinitiative bislang nur um einen Vorschlag handle. Was am Ende tatsächlich im Gesetz stehen werde, sei heute noch nicht abzusehen.
Klimaschutz spart Geld
Schubert riet den Krankenhäusern in Deutschland dabei, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen wegen der voraussichtlichen Verschiebung der Berichtspflicht nicht zu reduzieren. „Trotz politischer und rechtlicher Unsicherheiten sollten die angearbeiteten Prozesse nicht ins Stocken geraten oder eine abwartende Haltung eingenommen werden“, betonte er.
Denn Nachhaltigkeitskriterien würden seit Beginn dieses Jahres auch von Banken vor der Vergabe von Krediten eingefordert. „Die Verschiebung der Berichtspflicht bringt den Krankenhäusern mehr Zeit, um sich mit einer Nachhaltigkeitsstrategie zu beschäftigen, bevor ein Bericht geschrieben wird“, meinte er.
Auch Frank Dzukowski, Leiter der Vorstands-Stabsstelle „Nachhaltigkeit/Klimamanagement“ im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), riet den Krankenhäusern, beim Klimaschutz nicht „vom Gas zu gehen“. Denn zum einen sei es sinnvoll, die eigenen Treibhausgasemissionen zu reduzieren. „Heute ist der Gesundheitssektor für 5,2 Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands verantwortlich“, sagte Dzukowski.
„Und wir bräuchten derzeit drei Erden, wenn alle Menschen auf der Welt so leben würden wie wir in Deutschland.“ Zum anderen spare ein klimaschützendes Vorgehen auch Geld, zum Beispiel durch die Installation von Photovoltaikanlagen oder mehr Energieeffizienz bei den Kältemaschinen.
Engagement der Mitarbeitenden
Wichtig sei es, das Thema Klimaschutz in einer zentralen Stelle direkt beim Vorstand zu einzuordnen, meinte Dzukowski. Seit 2014 sei die Nachhaltigkeit zudem ein zentrales Ziel im Leitbild des UKE. Zudem sei wichtig, den eigenen CO2-Abdruck zu ermitteln, um zu wissen, in welche Richtung man sich weiterentwickeln könne.
Das UKE nutze dafür den Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Auf dieser Basis könne man eine individuelle Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln. „Jedes Krankenhaus sollte jetzt die Zeit nutzen, um Grundlagen für mehr Nachhaltigkeit zu schaffen“, meinte Dzukowski. „Der Nutzen ist riesig.“
Ähnlich äußerte sich die Referentin für Energiemanagement und Nachhaltigkeit im Knappschaft Kliniken Verbund, Monique Moch-Lasok. „Eine Verschiebung der Berichtspflicht würde uns die Zeit geben, um uns noch mehr mit unserer Strategie zu beschäftigen und parallel dazu das Datenmanagement aufzubauen“, sagte sie.
Bei den Knappschaft Kliniken sei der Klimaschutz mittlerweile zu einem Hauptthema geworden. „Wir wollen auch unabhängig von den Berichtspflichten Nachhaltigkeit mitdenken“, erklärte Moch-Lasok. „Dafür haben wir ein Green Team gebildet, dessen erste Aufgabe es war, die Geschäftsführung zu befähigen, das Unternehmen nachhaltiger zu gestalten.“
Es gebe auch viele Rückmeldungen von Mitarbeitenden, die sich mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen wünschten. „Wir kriegen Vorschläge für mehr Nachhaltigkeit aus der Apotheke oder der Speiseversorgung“, sagte Moch-Lasok. „Wir merken, dass die Transformation auch von unten kommt. Krankenhäuser, die sich mit diesen Themen befassen, sind attraktivere Arbeitgeber.“
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