Ausland

Mit Tauchermasken gegen die Atemnot

  • Montag, 30. März 2020
/picture alliance, Khaled Nasraoui
/picture alliance, Khaled Nasraoui

Brüssel − Der Mangel an Beatmungsgeräten ist eine der größten Herausforderungen in der Coronakrise − und zwingt Ärzte und Krankenpfleger zu kreativen Lösungen: Aus Ita­lien stammt die Idee, dass Coronapatienten in Notfällen auch mit Hilfe herkömm­licher Tauchermasken künstlich beatmet werden können. Inzwischen haben auch Kranken­häu­ser in anderen europäischen Ländern die Idee aufgegriffen; in Belgien sind bereits Tests an Patienten geplant.

Das Erasme-Krankenhaus außerhalb von Brüssel kooperiert mit dem Therapiegeräte­her­steller Endo Tools Therapeutics, der einen speziellen Aufsatz für die Tauchermasken her­stellt. So können die Masken an herkömmliche BiPAP-Beatmungsgeräte ange­schlossen werden, die Druckluft in die Masken leiten.

Dieser Mechanismus verhindert, dass die Lungenbläschen kollabieren. Bei einer Lungen­ent­zündung, wie sie bei schweren Verläufen einer Coronavirus-Infektion entstehen kann, dringt Feuchtigkeit in die Lungenbläschen. Dies kann lebensgefährlich sein.

Die speziell angepassten Masken seien für Patienten „mit schweren Atembeschwerden“ gedacht, sagte der auf Atemwegserkrankungen spezialisierte Physiotherapeut Frederic Bonnier vom Erasme-Krankenhaus in Brüssel. Heute werde er mit dem Test von 50 Mas­ken an Patienten beginnen.

Bei schweren Lungenentzündungen müssen Patienten auf Intensivstationen behandelt und an Beatmungsgeräte angeschlossen werden. Doch angesichts der exponentiell stei­genden Zahl an Infektionsfällen mit dem neuartigen Coronavirus sind Beatmungs­geräte rund um den Globus knapp.

Die Tauchermasken könnten nach Einschätzung von Experten eine Übergangslösung sein, um Patienten zu versorgen, die eigentlich intensivmedizinisch behandelt werden müss­ten, für die aber keine Plätze mehr zur Verfügung stehen.

Der Nachteil an den Masken sei, dass diese nicht für medizinische Zwecke hergestellt wor­den seien und jeweils nur für einen Patienten verwendet werden könnten, sagte Bon­nier. Dennoch hofft er, dass die kreative Lösung Ärzten und Pflegern im Kampf gegen das Coronavirus eine Atempause verschaffen könnte.

So könnten die Masken etwa auch von medizinischem Personal eingesetzt werden, das auf Stationen mit vielen Coronapatienten arbeite und deshalb einer hohen Belastung durch das Virus ausgesetzt sei, sagte Bonnier.

Der französische Sportartikelhersteller Decathlon, der eine Reihe von Tauchermasken an italienische Kliniken gespendet hatte, bekundete angesichts der Berichte über den Ein­satz der Masken „Interesse“, mahnte aber zugleich zur Vorsicht. „Zur Zeit haben wir keine Bestätigung, dass diese Lösungen wirklich funktionieren“, betonte das Unternehmen im Kurzbotschaftendienst Twitter.

afp

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