Ausland

„Neues Globales Abkommen“: Guterres will Weltordnung ändern

  • Montag, 20. Juli 2020
UN-Generalsekretär António Guterres /picture alliance, Photoshot
UN-Generalsekretär António Guterres /picture alliance, Photoshot

New York – UN-Generalsekretär António Guterres hat sich im Kampf gegen globale Un­gleichheit für eine Erneuerung der internationalen Ordnung ausgesprochen.

„Die Natio­nen, die sich vor mehr als sieben Jahrzehnten durchsetzten, haben sich gewei­gert, über die Reformen nachzudenken, die zur Änderung der Machtverhältnisse in inter­nationalen Institutionen erforderlich sind“, sagte Guterres vorgestern bei einer Feier zum Nelson-Mandela-Tag in einer Videoansprache.

Es brauche ein „Neues Globales Abkommen“, um Macht, Reichtum und Chancen gerechter auf der Welt zu verteilen, so Guterres weiter. Mit seiner Rede in Zeiten nationaler Allein­gänge kritisierte Guterres die globale Vorherrschaft der Großmächte, deren Führungen bei den größten Herausforderungen und Konflikten der Gegenwart oftmals nicht zu ge­meinsamen Lösungen kommen.

Als Beispiel nannte der UN-Chef das Stimmrecht des Sicherheitsrats der Vereinten Natio­nen: die USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich sind Vetomächte des mäch­tigsten UN-Gremiums, das bei vielen Themen wie dem Syrien-Krieg blockiert ist, weil nichts gegen ihren Willen beschlossen werden kann.

„Ungleichheit beginnt ganz oben: in globalen Institutionen. Die Bekämpfung der Un­gleich­heit beginnt mit der Reform“, so Guterres. Guterres sieht die Welt vor einem Ab­grund, der durch die Coronapandemie noch deutlicher geworden sei. Wie Röntgenstrah­len habe sie die Brüche im fragilen Skelett der Gesellschaften offengelegt.

„Die Lüge, dass entfesselte Märkte Gesundheitsversorgung für alle liefern könnten“ und die „Täuschung, in einer Welt zu leben, die den Rassismus überwunden hätte“. Statt eines gemeinsamen Vorgehens gegen die Krankheit sei die Kluft nur noch größer geworden. „Denn während wir alle auf demselben Meer schwimmen, ist klar, dass sich einige in Su­perjachten befinden, während andere sich an treibende Trümmer klammern.“

Während der UN-Chef zwei der Hauptursachen für die Ungleichheit in der Welt in der Kolonisation und in von Männern dominierten Gesellschaften sieht, beförderten aktuelle Entwicklungen diese noch: Populismus, Nationalismus, Extremismus und Rassismus wür­den weitere Ungleichheiten in Ländern sowie zwischen Nationen, Ethnien und Religionen schaffen.

„Die Anti-Rassismus-Bewegung, die sich nach der Tötung von George Floyd von den Ver­einigten Staaten über die ganze Welt ausgebreitet hat, ist ein weiteres Zeichen, dass die Menschen genug haben“, sagte Guterres. Sie hätten genug von Ungleichbehandlung we­gen ihrer Hautfarbe und Ungerechtigkeit, die Menschen ihrer fundamentalen Rechte be­raube.

Guterres dürfte dabei neben US-Präsident Donald Trump auch auf andere internationale Anführer abzielen, die auf nationale Alleingänge setzen und sich der internationalen Ko­operation zumindest teilweise verweigern. Zu ihnen werden auch die Regierungen Russ­lands, Chinas und Brasiliens gezählt.

„Ein neues Modell für globale Regierungsführung muss auf einer vollständigen, integrati­ven und gleichberechtigten Beteiligung an globalen Institutionen beruhen“, forderte Gu­terres weiter. Dabei müssten vor allem die Entwicklungsländer mehr Gewicht bei der in­ternationalen Entscheidungsfindung bekommen. Zudem brauche es deutlich mehr Frauen in Führungspositionen, um auch Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern zu schaffen.

Für die Zukunft sieht Guterres zwei grundlegende Veränderungen auf der Welt, die zu einer weiteren Vertiefung der Gräben führen könnten: den Klimawandel und die fort­schreitende Digitalisierung. Letztere könne eine immer größere digitale Kluft begründen, die soziale und wirtschaftliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bildungsstufen, Ländern oder Bewohnern von Stadt und Land verstärke.

dpa

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