Notstand in Spanien nach 14 Wochen beendet

Madrid – Im früheren Coronahotspot Spanien herrscht seit gestern die „neue Normalität“: Nach genau 14 Wochen ging um Mitternacht der Notstand zur Eindämmung der Pandemie zu Ende. Die 47 Millionen Bürger des Landes durften sich erstmals seit dem 14. März wieder im ganzen Land frei bewegen.
„Gemeinsam haben wir das Virus bezwungen“, schrieb Gesundheitsminister Salvador Illa auf Twitter. „Wir tun nun diesen Schritt allerdings, ohne zu vergessen, dass COVID-19 noch da ist“, betonte der Minister der linken Regierung.
Nach einer gestern in der Zeitung El Mundo veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Sigma Dos“ wollen die meisten Spanier auch in Zukunft Vorsicht walten lassen. Vier von fünf Befragten hätten ihre Sorgen vor einem Coronaneuausbruch geäußert, hieß es. Mehr als 40 Prozent waren demnach „sehr besorgt“, weitere knapp 40 Prozent „ziemlich besorgt“.
In der Hauptstadt Madrid und in anderen küstenfernen Gemeinden machten sich am ersten Tag schon frühmorgens zahlreiche Menschen bei Temperaturen von zum Teil weit über 30 Grad auf in den Badeurlaub. Die meisten benutzten den eigenen Wagen, berichteten Medien. Viele Flieger und Züge seien aber voll gewesen.
In der „neuen Normalität“ hält die Zentralregierung nur noch wenige Coronaregeln landesweit aufrecht. Die Wichtigste: In geschlossenen Räumen und auch im Freien muss man Schutzmaske tragen, wenn ein Sicherheitsabstand von mindestens eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann. Bei Verstoß können Geldstrafen von bis zu 100 Euro verhängt werden. Über andere Maßnahmen dürfen die einzelnen Regionen – ähnlich wie in Deutschland – selbst entscheiden.
Gestern öffnete Spanien auch die Grenzen für Urlauber aus Schengenstaaten. Die Grenze zu Portugal bleibt aber auf Wunsch der Regierung in Lissabon noch bis zum 1. Juli für die meisten Reisenden geschlossen.
Allen Einreisenden wurde gestern die Temperatur gemessen. Medizinisches Personal stand bereit, um im Falle eines erhöhten Wertes die Betroffenen in Augenschein zu nehmen. Zudem müssen alle Besucher auf einem Fragebogen Angaben unter anderem zur Gesundheit sowie zu persönlichen Kontaktdaten machen.
Mit mehr als 28.000 Toten in Zusammenhang mit COVID-19 und mehr als 245.000 Infektionsfällen ist Spanien eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder Europas.
Inzwischen ist die Zahl der aktuell Infizierten stark gesunken. In einer Fernsehansprache mahnte Ministerpräsident Pedro Sánchez seine Landsleute bereits vorgestern aber noch einmal eindringlich, auch in Zukunft vorsichtig zu sein.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: