Ausland

Risiko für humanitäre Helfer nimmt weltweit zu

  • Montag, 19. August 2024
Die Leiter aller großen UN-Organisationen haben eine eine „sofortige humanitäre Waffenruhe“ im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas gefordert/picture alliance, dpa, AP, Ali Mahmoud
/picture alliance, dpa, AP, Ali Mahmoud

New York – Vor allem wegen verheerender Angriffe im Gaza-Krieg haben die Vereinten Nationen (UN) im ver­gangenen Jahr so viele Todesopfer unter humanitären Helfern in Konflikten gezählt wie noch nie.

In 33 Ländern seien 280 Helferinnen und Helfer getötet worden, berichtete das UN-Nothilfebüro Ocha. Damit handele es sich um das tödlichste Jahr der weltweiten humanitären Gemeinschaft seit Beginn der Zählungen.

Im Vergleich dazu hatte es im Jahr davor 118 Todesopfer unter Hilfskräften gegeben. Das laufende Jahr 2024 könne sogar noch tödlicher ausfallen. Heute ist Welttag der humanitären Hilfe.

Der Hauptgrund für diesen drastischen Anstieg sei der Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Ha­mas, heißt es. Seit dem verheerenden Terroranschlag der islamistischen Hamas im Oktober vergangenen Jah­res seien allein im Gazastreifen knapp 300 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet worden, vor allem durch Luftangriffe.

Die meisten Opfer seien Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerkes UNRWA gewesen. Die Vereinten Natio­nen hatten in der Vergangenheit wiederholt ihre Bestürzung über getötete Mitarbeiter durch israelischen Be­schuss oder Bombardements ausgedrückt.

Nach der vorläufigen Zählung einer Datenbank, auf die sich die UN stützen, deutet einiges darauf hin, dass die Zahl der getöteten humanitären Kräfte 2024 noch höher ausfallen könne.

Bereits 172 Helfer seien den weltweiten Konflikten bis Anfang August zum Opfer gefallen. Neben dem Krieg in Gaza hätten vor allem Konflikte und Gewalt um Sudan und Südsudan dazu beigetragen. Oftmals handele es sich bei den Toten um lokale Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

Führende Vertreter Hunderter humanitärer Organisationen haben sich deshalb anlässlich des Welttags in einem gemeinsamen Brief an die 193 Mitgliedstaaten der UN-Vollversammlung gewandt. In dem Schreiben fordern sie die internationale Gemeinschaft auf, Angriffe auf Zivilisten zu beenden, Mitarbeiter von Hilfs­organisationen zu schützen und die Täter stärker zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Normalisierung der Gewalt gegen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und die fehlende Rechenschafts­pflicht seien inakzeptabel, unverzeihlich und schädlich für die weltweiten Hilfsmaßnahmen, sagte die UN-Nothilfekoordinatorin Joyce Msuya.

Entschlossenes Handeln mit mehr als bloßen Erklärungen sei notwendig, heißt es im Brief – denn solche Angriffe förderten auch Probleme wie Ernährungsunsicherheit, Vertreibung und die Ausbreitung von Infek­tionskrankheiten, mit Auswirkungen, die über die Konfliktgebiete hinausgehen.

Zur Erinnerung: Am 7. Oktober hatte die islamistische Palästinenserorganisation Hamas in einem Großangriff auf Israel rund 1.200 Menschen getötet und zugleich etwa 250 Geiseln verschleppt. 111 Menschen werden immer noch im Gazastreifen festgehalten, 39 von ihnen leben offiziellen Angaben zufolge nicht mehr.

Israel geht seitdem hart gegen die Hamas im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollier­ten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden bei israelischen Angriffen im Gazastreifen seither mindestens 39.480 Menschen getötet.

dpa

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