Ausland

San Francisco verbietet Verkauf von E-Zigaretten

  • Mittwoch, 26. Juni 2019
E-Zigarette Juul /dpa
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Los Angeles – Als erste US-Großstadt verbietet San Francisco faktisch den Verkauf und die Herstellung von E-Zigaretten. Der Stadtrat der kalifornischen Metropole be­schloss gestern einstimmig einen Erlass, wonach nur solche elektrischen Zigaretten verkauft werden dürfen, die von den US-Gesundheitsbehörden zugelassen sind. Dies ist bislang bei keiner einzigen E-Zigarette der Fall. Unterstützer begrüßten das Verbot. Kritiker bemängelten, damit würden Raucher künftig wieder verstärkt zu herkömmli­chen Zigaretten greifen.

Bürgermeisterin London Breed kündigte an, sie werde den Erlass unterzeichnen. „Wir müssen handeln, um die Gesundheit der Jugend von San Francisco zu schützen und zu verhindern, dass die nächste Generation von Bewohnern von San Francisco von diesen Produkten abhängig wird“, betonte sie. London warf E-Zigaretten-Herstellern vor, mit ihrer Werbung auf Jugendliche abzuzielen und sie von Nikotinprodukten ab­hängig zu machen.

Elektrische Zigaretten haben in den USA – wie in vielen anderen Ländern auch – in den vergangenen Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen. Schätzungen zufolge grei­fen in den USA inzwischen rund 3,6 Millionen Schüler zu E-Zigaretten, in denen niko­tinhaltige Flüssigkeit verdampft wird.

Die Behörden sehen den Trend mit Sorge, zumal bislang wenig über die gesundheitli­chen Gefahren bekannt ist. Bislang gelten E-Zigaretten als weniger gesundheits­schäd­­lich als herkömmliche Zigaretten. So enthalten sie nicht die krebserregenden Substanzen, die sich in herkömmlichen Zigaretten finden. Befürworter der E-Zigarette argumentieren, sie könne Rauchern dabei helfen, von der Tabaksucht loszukommen.

Die Los Angeles Times hob in einem Leitartikel hervor, dass der Verkauf herkömmli­cher Zigaretten in San Francisco erlaubt bleibt. Es sei eine „schlechte Gesundheits­politik“, härter gegen das weniger gefährliche „von zwei Tabak-Übeln“ vorzugehen.

Der in San Francisco ansässige E-Zigarettenhersteller Juul erklärte, Ex-Raucher, die erfolgreich auf E-Zigaretten umgestiegen seien, würden nun „zurück zu tödlichen Zigaretten getrieben“. Außerdem drohe sich ein „Schwarzmarkt“ zu entwickeln. Statt eines Verbots von E-Zigaretten forderte Juul eine striktere Regulierung, beispielsweise durch einen verpflichtenden Altersnachweis beim Kauf.

Tabakfirmen versuchen seit einiger Zeit verstärkt, „rauchfreie“ Produkte wie E-Ziga­retten als weniger schädliche Alternativen darzustellen. Gesundheitsexperten verwei­sen jedoch darauf, dass die Gefahren der noch relativ neuen Produkte noch nicht aus­reichend untersucht sind. So habe es Jahrzehnte gedauert, eindeutig nachzuweisen, dass Tabakrauchen gesundheitsgefährdend ist.

Justiz-Stadtrat Dennis Herrera betonte, der Erlass schließe ein juristisches Schlupf­loch, das die US-Medikamentenaufsicht FDA längst hätte schließen müssen. „Laut Gesetz sind E-Zigaretten nur nach einer Überprüfung durch die FDA zulässig“, be­tonte Herrera. Aus irgendwelchen Gründen habe die FDA dieses Gesetz bislang nicht befolgt. Deshalb handele San Francisco nun auf eigene Faust.

Der Erlass muss von Bürgermeisterin London binnen zehn Tagen unterzeichnet wer­den und tritt dann sieben Monate später in Kraft. Verkäufern von E-Zigaretten drohen für jeden Verstoß bis zu 1.000 Dollar (rund 880 Euro) Strafe.

afp

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