Ruf nach Werbeverbot für Tabak- und E-Zigaretten

Berlin – Kinder sollten vor dem Einstieg in eine Raucherkarriere geschützt und Rauchern sollte der Ausstieg aus der Nikotinsucht erleichtert werden. Darauf hat die Deutsche Herzstiftung hingewiesen. Sie appellierte anlässlich des morgigen Weltnichtrauchertags für ein vollständiges Werbeverbot für Tabak- und E-Zigaretten.
„120.000 vorzeitige und vermeidbare Todesfälle pro Jahr in Deutschland durch den Tabakkonsum sollten Grund genug dafür sein, die Werbung für dieses todbringende Produkt zu untersagen, wie es bereits alle anderen EU-Staaten getan haben“, sagte der Kardiologe Helmut Gohlke vom Vorstand der Deutschen Herzstiftung.
Zwar trage der Tabakkonsum jährlich etwa 14 Milliarden Euro an Steuern zum Bundeshaushalt bei. Die volkswirtschaftlichen Schäden lägen aber mit 79 Milliarden Euro um ein Mehrfaches höher.
Die Herzstiftung wies darauf hin, dass es für ein Werbeverbot eine breite Unterstützung in der Bevölkerung gibt. So seien mehr als 70 Prozent der deutschen Bevölkerung Nichtraucher. In einer Umfrage des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, die vom Institut Forsa durchgeführt wurde, hätten sich darüber hinaus 69 Prozent der Befragten für ein vollständiges Verbot der Tabakwerbung ausgesprochen.
Ein Tabakwerbeverbot sei eine Maßnahme für den Gesundheitsschutz der gesamten Bevölkerung – insbesondere aber für den Schutz der Kinder und Jugendlichen, teilte die Herzstiftung mit. Weil längst auch E-Zigaretten besonders von Kindern und Jugendlichen konsumiert würden, sollte ein umfassendes Werbeverbot neben herkömmlichen Tabakprodukten auch für E-Zigaretten, E-Tabakerhitzer und sonstige neue E-Nikotinprodukte gleichermaßen gelten.
Suchtexperten warnten vor dem Welttag heute darüber hinaus intensiv vor den Gefahren des Rauchens. Beim Verbrennen von Tabak entstehe ein Gemisch aus mehr als 4.800 Substanzen, sagte zum Beispiel der Geschäftsführer der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen in Mecklenburg-Vorpommern, Rainer Siedelberg.
Davon seien mindestens 250 giftig oder krebserzeugend. Die Gefahr, an Lungen-, Mundboden-, Kehlkopf-, Luftröhren- oder Speiseröhrenkrebs zu erkranken, sei deshalb bei Rauchern erhöht. „Da wäre doch der Weltnichtrauchertag ein guter Anlass, die Zigarette in der Schachtel zu lassen und vielleicht nicht nur an diesem Tag.“
Mecklenburg-Vorpommern hat den bundesweit höchsten Raucheranteil an der Bevölkerung. Laut Statistischem Landesamt rauchen im Nordosten immer noch 27 Prozent der Menschen ab 15 Jahren. Im Vergleich zu 2009 (30,4 Prozent) und 2013 (28,2 Prozent) sei das zwar ein Fortschritt, sagte Siedelberg. Doch bundesweit rauchten nur 22 Prozent der Bevölkerung.
E-Zigaretten seien keine gesunde Alternative. Liquids und Verdampfer von E-Zigaretten seien mutmaßlich häufig mit bakteriellen Giften und Rückständen von Pilzen kontaminiert. Auch dies könne Folgen für die Gesundheit haben.
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