Sechs Länder sollen afrikanischen mRNA-Impfstoff herstellen

Genf/Brüssel – In sechs Ländern Afrikas soll mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in absehbarer Zeit patentfreier mRNA-Impfstoff hergestellt werden. Die WHO gab heute beim EU-Afrika-Gipfel die Standorte Südafrika, wo der erste afrikanische mRNA-Impfstoff entwickelt wird, Ägypten, Kenia, Nigeria, Senegal und Tunesien bekannt. Die Länder sollen jetzt die nötige Technologie erhalten und bei der Ausbildung der Fachkräfte unterstützt werden.
Die Coronapandemie habe gezeigt, wie gefährlich es sei, auf einige wenige Impfstoffhersteller angewiesen zu sein, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Er hat seit Monaten scharf kritisiert, dass reiche Länder sich einen Großteil der Coronaimpfstoffproduktion mit Vorverträgen sicherten und viele Länder monatelang praktisch leer ausgingen. Mehr als 80 Prozent der Bewohner Afrikas hätten bis heute noch nicht einmal die erste Impfdosis erhalten, sagte er.
Die WHO wählte Südafrika 2021 als mRNA-Zentrum, um den ersten afrikanischen Coronaimpfstoff zu entwickeln. Von dort soll die Technologie lizenzfrei an Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen geliefert werden. Der Impfstoff soll 2023 fertig sein.
Er verletzt nach Angaben der WHO keine Patente. Neben Coronaimpfstoffen sollen in den Ländern auf Basis von mRNA-Technologie später auch andere Medikamente hergestellt werden können, etwa Insulin, Krebsmedikamente oder solche gegen Malaria, Tuberkulose oder HIV.
Eine Afrika-Initiative hat auch das Mainzer Unternehmen Biontech ergriffen. Es will in der zweiten Jahreshälfte die ersten mobilen Container zur Impfstoffproduktion liefern. Geplant wird mit Ruanda, Senegal und gegebenenfalls Südafrika. Im Unterschied zu der WHO-Initiative will Biontech die Containeranlagen aber zunächst mit eigenem Personal selbst betreiben.
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