Ausland

Sechs Rotkreuzmitarbeiter in Afghanistan erschossen

  • Mittwoch, 8. Februar 2017

Kabul – Islamisten haben in der nordafghanischen Provinz Dschausdschan sechs afgha­nische Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) erschossen. IKRK-Sprecher Thomas Glass bestätigte heute den Tod der Kollegen. Zwei weitere Mit­arbeiter würden vermisst. In einer Stellungnahme der Organisation hieß es, das Team habe aus drei Fahrern und fünf Programm-Mitarbeitern bestanden. Sie seien in einer Gegend südlich der Provinz­hauptstadt Scheberghan unterwegs gewesen, „um dringend benötigtes Material für Viehbauern zu liefern“.

„Dies ist abscheulich. Nichts kann den Mord an unseren Kollegen und lieben Freunden rechtfertigen“, sagte die IKRK-Landesdirektorin Monica Zanarelli in der Botschaft. Der Präsident des Roten Kreuzes, Peter Maurer, erklärte, der Angriff wirke wie beabsichtigt. Es sei eine riesige Tragödie. „Wir stehen unter Schock.“ Diese Kollegen hätten einfach ihre Pflicht getan, hätten versucht, selbstlos zu helfen.

Nach Angaben des Gouverneurs von Dschausdschan, Maulawi Lotfullah Asisi, haben Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Männer getötet. Am Morgen hätten die acht Mitarbeiter des Roten Kreuzes im Bezirk Kosch Tepa „Heu für Herdentiere ver­teilt“, als sie im Gebiet von Tschakmachokor von Mitgliedern des IS angegriffen worden seien. Asisi beschuldigt einen Kommandeur namens Kari Hikmatullah und seine Män­ner. Die sechs Toten seien mithilfe von Stammesältesten geborgen worden. Man versu­che nun, die Freilassung der beiden Geiseln auszuhandeln.

Der IS hat eigentlich außerhalb der ostafghanischen Provinzen Nangarhar und Kunar so­wie einer Zelle in Kabul keine Präsenz im Land. IS-Kämpfer in Dschausdschan wären eine Neuheit. Ehemalige Taliban oder auch Kriminelle haben sich aber auch in anderen Provinzen punktuell schon IS genannt. Oder Kriminelle wurden von Regierungsbeamten aus unterschiedlichen Gründen fälschlich als IS bezeichnet. Einen solchen viel beachte­ten Fall gab es im Oktober in der Provinz Ghor nach einem Massaker an 30 Menschen.

Erst im Dezember war ein spanischer Mitarbeiter des IKRK in der nordafghanischen Pro­vinz Kundus aus einem Auto heraus entführt worden. Er war im Januar freigekom­men. Zur Identität der Entführer hatte die Organisation damals keine Angaben machen wollen. Entlang der Straße und anderswo hatten radikalislamische Taliban seit Monaten Autos und Busse angehalten und nach Angestellten von Nichtregierungsorganisationen, der Regierung oder Sicherheitskräften durchsucht. Hunderte wurden entführt, Dutzende ge­tötet.

Ein Talibansprecher erklärte heute allerdings in einer E-Mail, die Taliban seien nicht be­teiligt gewesen. Die Täter seien kriminelle Entführer. Die Taliban würden alles in Bewe­gung setzen, um die Täter zu finden.

Das Rote Kreuz genießt eigentlich bei allen Konfliktparteien in Afghanistan einen beson­deren Schutzstatus. Es hat bisher nur wenige Anschläge gegeben. „Möglicherweise ha­ben sich die Zeiten geändert“, sagte ein Mitarbeiter. „Das sind schwere Monate für uns.“

dpa

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