Ausland

Streik legt britischen Rettungsdienst lahm

  • Donnerstag, 12. Januar 2023
/picture alliance, empics, Aaron Chown
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London – Ein flächendeckender Streik hat den Rettungsdienst in weiten Teilen Großbritanniens lahmgelegt. Etwa 25.000 Notärzte, Krankenwagenfahrer und Notrufbeschäftigte legten gestern in England und Wales die Arbeit nieder. Sie fordern höhere Lohnsteigerungen im Einklang mit der Inflation, die zuletzt bei gut zehn Pro­zent lag, sowie bessere Arbeitsbedingungen.

Die konservative Regierung will hingegen ihr Angebot von 4,75 Prozent mehr Lohn, das sich an der Empfeh­lung einer Tarifaufsichtsbehörde orientiert, nicht erhöhen. Sie macht geltend, dass inflations­gerechte Steige­rungen nicht finanzierbar seien und die Verbraucherpreise nur noch weiter antrieben.

Gesundheitsminister Steve Barclay räumte in der BBC ein, dass der chronisch unterfinanzierte Gesundheits­dienst NHS unter erheblichem Druck stehe. Die Unzufriedenheit richte sich vor allem gegen lange Warte­zeiten bei der Übergabe von Patienten von Rettungswagen an Notaufnahmen, sagte Barclay. Er betonte, die Regierung habe Investitionen zugesagt.

Der NHS rief dazu auf, bei Lebensgefahr trotz des Streiks den Notruf zu wählen. Die Gewerkschaften hatten angekündigt, die Grundversorgung sicherzustellen. Hausärzte und Apotheken hatten wie gewohnt geöffnet.

In Großbritannien kommt es seit Monaten in zahlreichen Branchen immer wieder zu Streiks. Kommende Woche sind neue Ausstände beim Klinikpersonal geplant. Auch bei Bahn und Post legen Beschäftigte immer wieder die Arbeit nieder. Regional gibt es zudem Streiks bei Busfahrern oder Lehrern.

Die Regierung will nun das Streikrecht per Gesetz einschränken, um eine Grundversorgung in kritischen Be­reichen wie Gesundheitsdienst, Feuerwehr oder Bahnverkehr sicherzustellen. Opposition und Gewerkschaft reagierten empört.

Der NHS ist seit Jahren unterfinanziert, personell ausgedünnt und seit der Pandemie völlig über­lastet. Wie der NHS heute mitteilte, mussten Notfallpatienten in England zuletzt so lange auf einen Rettungswagen sowie eine Behandlung in der Notaufnahme warten wie nie zuvor.

Im Durchschnitt dauerte es im Dezember des vergangenen Jahres gut anderthalb Stunden, bis ein Rettungs­wagen bei einem Notfall eintraf, wie der Gesundheitsdienst NHS heute mitteilte. Dabei handelte es sich etwa um Verbrennungen, Epilepsie und Schlaganfälle.

Bei etwas weniger eiligen Fällen wie leichteren Verbrennungen betrug die Wartezeit rund vier Stunden und 20 Minuten. Auch in den Notaufnahmen ist viel Geduld gefragt: Mehr als die Hälfte der Patienten musste zuletzt mindestens vier Stunden warten.

Erstmals seit Mai 2020 ging die Zahl der Menschen, die auf Operationen warten, leicht zurück. Im Dezember standen dem NHS zufolge 7,19 Millionen Menschen auf den Wartelisten. Im Vormonat waren es noch 7,21 Millionen. Premierminister Rishi Sunak hat versprochen, den Rückstau, der vor allem durch die Pandemie entstanden ist, schnell abzubauen.

dpa

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