Ausland

Taliban üben offenbar weiter Druck auf Hilfsorganisationen aus

  • Mittwoch, 1. November 2023
/picture alliance, EPA, STRINGER
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Kabul/Washington – Die in Afghanistan regierenden Taliban üben einem Bericht zufolge weiter Druck auf Hilfsorganisationen aus. Alleine im August seien 26 Entwicklungshelfer festgenommen worden, hieß es in einem heute veröffentlichten Quartalsbericht des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanis­tan (SIGAR).

Darüber hinaus hätten Vertreter der autokratischen Taliban sensible Daten eingefordert und versucht, Einfluss auf die Programme auszuüben. Als direkte Folge der anhaltenden Einflussnahme wurden laut SIGAR im Au­gust 49 Programme der humanitären UN-Partner vorübergehend ausgesetzt. Mit Stand September seien da­von nur 13 Maßnahmen wieder aktiv.

Den Druck der Behörden hatte SIGAR in einem früheren Bericht als „Aspekt einer intensiven Strategie zur Festigung der Macht“ beschrieben. Die Taliban selbst werfen Hilfsorganisationen in der Regel vor, Gelder nicht effektiv genug einzusetzen.

Die Taliban hatten im August 2021 in Afghanistan nach rund zwei Jahrzehnten wieder die Macht an sich gerissen. Trotz der Ankündigung moderater zu regieren, wurde die Taliban-Herrschaft zuletzt autoritärer und dogmatischer. Frauen und Mädchen sind vom öffentlichen Leben weitgehend ausgegrenzt. Das Land leidet weiter unter einer humanitären Katastrophe.

Angesichts des bevorstehenden Winters stehen einer UN-Organisation zufolge viele Familien in Afghanistan vor der „unmöglichen“ Entscheidung, entweder ihre Kinder zu ernähren oder ihr Zuhause warmzuhalten. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) brauche daher dringend 400 Millionen US-Dollar, um den Ärmsten zu helfen, „den Winter zu überleben“, schrieb die Organisation auf der Plattform X, vormals Twitter.

Die Situation im Land sei ohnehin schon katastrophal, betonte Corina Pfitzner, Geschäftsführerin des Interna­tional Rescue Committee (IRC) Deutschland. Mehr als 29 Millionen der insgesamt rund 40 Millionen Men­schen in dem Land seien derzeit auf humanitäre Hilfe angewiesen.

„Wir blicken mit großer Sorge auf die kommende Zeit“, sagte auch Florian Westphal von der Hilfsorganisation Save the Children. Die Weltgemeinschaft dürfe das „Schicksal der Bevölkerung nicht aus dem Blick verlieren“, mahnte Westphal.

dpa

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