Ausland

UN-Kommission warnt vor wachsender Armut im Libanon

  • Freitag, 21. August 2020
/picture alliance, ZUMAPRESS.com, Marwan Tahtah
/picture alliance, ZUMAPRESS.com, Marwan Tahtah

Beirut – Die Explosion von Beirut, täglich neue Rekordzahlen von COVID-19-Infektionen und eine erschöpfte Wirtschaft haben laut den Vereinten Nationen (UN) einen beispiel­losen Anstieg der Armutsquote im Libanon verursacht.

„Schätzungen zufolge sind mehr als 55 Prozent der Bevölkerung des Landes in Armut gefangen und kämpfen um das Nötigste, das heißt, fast doppelt so viel wie im Vorjahr (28 Prozent)“, heißt es in einem Solidaritätsaufruf der Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien (Economic and Social Commission for Western Asia, ESCWA) von vorgestern Nachmittag.

Der Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen verdreifachte sich demnach von acht Prozent im vergangenen Jahr auf aktuell 23 Prozent. Insgesamt leben laut ESCWA derzeit 2,7 Millionen Menschen unterhalb der oberen Armutsgrenze. Sie müssen mit we­niger als 11,80 Euro pro Tag auskommen.

Als signifikant bezeichnet die UN-Kommission die Erosion der Mittelschicht, die im Ver­lauf des vergangenen Jahres von einem 57-Prozent-Anteil auf unter 40 Prozent sank. Der Anteil der Reichen in der libanesischen Bevölkerung sank von 15 Prozent (2019) auf fünf Prozent im Jahr 2020.

ESCWA-Geschäftsführerin Rola Daschti rief dringend zur Schaffung eines nationalen Solidaritätsfonds auf, um die humanitäre Krise des Libanon zu bewältigen. Finanzielle Unterstützung sei zudem dringend benötigt, um Lebensmittel- und Gesundheits­versor­gung sicherzustellen und sozialen Schutz zu gewährleisten.

Nach ESCWA-Angaben gehört Libanon zu den Ländern mit der größten sozialen Un­gleich­heit. Demnach verfügten die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung 2019 über rund 70 Prozent des Privatvermögens im Land, das auf rund 196 Milliarden Euro geschätzt wird. Das Land brauche dringend wirtschaftliche Reformen, die ein „faires und progressi­ves System geteilter Verantwortung“ sicherstellen, so Daschti.

kna

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung