Ausland

Unicef sieht Jemen am Rande einer Katastrophe

  • Donnerstag, 1. Juni 2017

Köln/Sanaa – Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnt vor einer Hungerkatastrophe und Epidemien im Jemen. „Die Situation im Jemen ist am Rande einer Katastrophe“, sagte Meritxell Relano, Leiterin von Unicef im Jemen, heute. Die Wasser-, Sanitär- und Gesund­heitssysteme seien nahezu zusammengebrochen. Mehr als 27 Millionen Men­schen litten unter einer „erbarmungslosen humanitären Krise“. Die internationale Gemeinschaft müsse dringend langfristige Investitionen unterstützen. „Sonst wird es immer wieder Ausbrüche von tödlichen Krankheiten geben“, so Relano.

Die Cholera-Epidemie hat im Jemen demnach innerhalb eines Monats mindestens 532 Menschen das Leben gekostet, darunter 109 Kindern. Hierbei handele es sich nur um die bestätigten Cholerafälle, die tatsächlichen Opferzahlen lägen wahrscheinlich deutlich höher. Die Zahl der Verdachtsfälle ist demnach in den vergangenen Tagen um 10.000 auf über 65.000 gestiegen. Täglich kommen dem Hilfswerk zufolge rund 1.000 Kinder mit wässrigem Durchfall in die Gesundheitsstationen.

Da die Kläranlagen kaum funktionsfähig seien, führen Abwasser und nicht eingesam­mel­ter Müll in Wohnvierteln dazu, dass die Wasserquellen verschmutzt werden. Zwei Drittel der Bevölkerung im Jemen hätten keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen des Landes sei zudem außer Betrieb, und medizi­nisches Personal habe seit acht Monaten keine Gehälter bekommen. Von dem Ausmaß der aktuellen Cholera-Epidemie ist das schwache Gesundheitssystem deshalb völlig überfordert, wie Unicef erklärte.

Das Hilfswerk warnte davor, dass die Cholera-Epidemie die Situation für die Kinder weiter verschärfen werde. Das Land auf der arabischen Halbinsel befinde sich bereits am Rande einer Hungersnot. Fast eine halbe Million Kinder leiden laut Unicef unter schwerer akuter Mangelernährung und sind damit unmittelbar vom Tod bedroht.
Im Jemen tobt seit einigen Jahren ein Machtkampf zwischen schiitischen Huthi-Rebellen und der sunnitisch geprägten Zentralregierung. Seit 2015 beteiligt sich auch Saudi-Arabien mit Luftangriffen gegen die Rebellen.

kna

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