Ausland

US-Behörde beschwichtigt nach erstem Vogelgrippe-Fall ohne bekannten Tierkontakt

  • Freitag, 13. September 2024
/Mikko Palonkorpi, stock.adobe.com
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Washington – Vor Vogelgrippe als möglicher Pandemie der Zukunft warnen Fachleute schon länger. Nach einer rätselhaften Infektion mit einem H5-Virus bei einem Menschen im US-Bundesstaat Missouri – es ist der erste bestätigte US-Fall ohne bekannten Kontakt zu Tieren – hat ein Vertreter der obersten US-Gesundheits­behörde gestern beschwichtigende Töne angeschlagen.

Das Influenza-Surveillance-System, mit dem die Infektion aufgespürt worden sei, sei darauf ausgerichtet, die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen zu finden, sagte Nirav Shah, Principal Deputy Director der Centers for Disease Control and Prevention (CDC).

„Wir haben die Nadel gefunden, aber wir wissen nicht, wie sie dorthin gekommen ist“, sagte er mit Blick auf den 14. Vogelgrippefall in diesem Jahr in den USA. Es handelt sich bei der betroffenen Person erstmals in dem Land nicht um einen Farmarbeiter.

Der Patient sei weder schwer krank noch auf einer Intensivstation behandelt worden und es gebe keine Hin­weise auf Mensch-zu-Mensch-Übertragung, betonte Shah. Es gebe aber auch nach wie vor keine Hinweise, wie, wann und wo sich die inzwischen genesene Person angesteckt haben könnte. Die weiteren Ermittlungen dazu seien im Gange.

Shah zufolge deutet alles auf einen Einzelfall hin, Hinweise auf ein größeres Übertragungsmuster gebe es nicht. Dass die Ansteckungsquelle in manchen Fällen unbekannt bleibt, kenne man auch von der Schweine­grippe, sagte Shah.

Rohmilch und Rohmilchprodukte habe der Patient nach eigenen Angaben nicht konsumiert. In nicht pasteuri­sierter Milch waren hohe Viruslasten gemessen worden und Behörden hatten vor dem Verzehr gewarnt.

Erreger offenbar eng mit Virus aus Kuhställen verwandt

Nach bisherigem Kenntnisstand sei die Infektion von einem H5-Virus ausgelöst worden, das eng mit jenem aus dem Ausbruch in US-Milchviehbeständen verwandt ist, berichtete Shah.

Mehr als 200 Herden in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten sind seit dem Frühjahr nachweislich von H5N1 betroffen (Klade 2.3.4.4b, Genotyp B3.13). Allerdings gibt es keine bekannten Infektionen bei Rindern in Missouri, wo der Mensch er­krankte.

Man arbeite an Erkenntnissen zu möglichen genetischen Veränderungen des Virus, sagte Shah. Der Versuch einer kompletten Genomentschlüsselung wird nach CDC-Angaben unternommen, allerdings sei der CT-Wert des Patienten extrem niedrig gewesen.

Es sei daher unklar, ob es technisch überhaupt möglich sein werde. Auch die Neuraminidase (Abkürzung N in der Bezeichnung von Influenzaviren) sei bisher nicht bekannt, daher ist bisher nur die Rede von einem H5-Fall.

Symptome waren Brustschmerz, Übelkeit und Erbrechen

Zunächst hatten die CDC bei Bekanntgabe des Falles vor rund einer Woche keinerlei Angaben über die Symp­to­me des Erkrankten und die Schwere der Infektion gemacht. Die Rede war nur von nicht näher beschriebe­nen Grunderkrankungen des Patienten.

Nun hieß es, die Person sei mit akuten Symptomen wie Schmerzen in der Brust, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Schwächegefühl ins Krankenhaus gekommen. Der Influenza-Test dann sei im Zuge des Krankenhausauf­enthaltes im Zuge der Routine-Surveillance gemacht worden. Weitere Nachfragen, etwa zum Testzeitpunkt, wurden mit Verweis auf den Datenschutz nicht beantwortet.

Nach der Vogelgrippe-Bestätigung aus dem Labor des Bundesstaates hätten die Behörden in Missouri sofort reagiert und Kontakte nachverfolgt. Blutuntersuchungen bei Kontaktpersonen habe man in Betracht gezogen, aber man sei noch nicht im passenden Zeitfenster, um gegebenenfalls Antikörper nachweisen zu können, hieß es.

Shah kündigte außerdem als Vorbereitung auf künftige Gesundheitskrisen eine erstmalige Zusammenarbeit der CDC mit fünf kommerziellen Laboren an. Es gehe unter anderem darum, Tests künftig schneller ausrollen zu können. Tests für Public-Health-Lagen sollen demnach künftig gemeinsam entwickelt werden – anstatt wie bisher zunächst bei den CDC und im Anschluss bei den Laboren.

Die neue Vereinbarung ermögliche es den CDC zudem, in Notlagen für Tests zu bezahlen, beispielsweise un­ab­hängig vom Versichertenstatus des Patienten. Zunächst sollen demnach fünf Millionen Dollar in das Vor­haben fließen, bei Bedarf könnte die Summe über die nächsten fünf Jahre auf 118 Millionen steigen, sagte Shah.

ggr

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