Ausland

USA: Abwärtstrend bei weiblicher Empfängnisverhütung

  • Dienstag, 23. April 2024
/JPC-PROD, stock.adobe.com
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Washington DC – In den USA nimmt die Inanspruchnahme von Empfängnisverhütung stetig ab. Dies gilt für alle Verhütungsmethoden mit Ausnahme der Vasektomie, wie eine große Datenbankanalyse zeigt, deren Ergebnisse in JAMA Network Open veröffentlicht wurden (2024; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.6044).

Die Forschungsgruppe um Julia Strasser vom Fitzhugh Mullan Institute for Health Workforce Equity an der George Washington University in Washington DC nutzte die IQVIA-Datenbank, in der 93 % der ärztlichen Verordnungen und Inanspruchnahmen von Krankenversicherungsleistungen von fast 191 Patientinnen und Patienten dokumentiert werden.

Sie identifizierten eine Stichprobe von 731.447 Ärztinnen und Ärzte, die zwischen 2019 und 2022 Empfäng­nis­verhütung anboten. Es zeigte sich, dass bei den meisten Verhütungsmethoden ein steter Abwärtstrend zu beobachten war.

Pandemie und Abtreibungsverbot störten Abwärtstrend nur zeitweise

Auffällig waren nur die ersten Monate der COVID-19-Pandemie, in denen die Zahl der Verhütungsdienstleis­tungen jäh abstürzte. Im Monat nachdem der oberste Gerichtshof der USA das grundsätzliche Recht auf Schwangerschaftsabbrüche gekippt hatte, kam es zudem zu einer vorübergehenden Zunahme der Inanspruch­nahme von ärztlichen Verhütungsdienstleistungen.

Die Zahl der Versorgungen mit Intrauterinpessaren sank von 650.043 in 2019 auf 591.509 in 2022. Sterilisa­tio­nen nahmen in diesem Zeitraum von 103.547 auf 74.537 ab. Nur Vasektomien bildeten eine Ausnahme, sie nahmen von 2019 bis 2022 stetig zu – von 146.796 auf 198.212.

Die Neuverordnungen von Kontrazeptiva (Antibabypille, Verhütungspflaster und/oder Verhütungsring) fielen von mehr als 25 Millionen in 2019 auf weniger als 22 Millionen in 2022. Die Dauer der Verordnungen nahm aber zu: Während in 2019 noch 68 % der Verordnungen auf einen Monat begrenzt waren, waren dies in 2022 nur noch 46 %.

Viele mögliche Gründe

Die abnehmende Inanspruchnahme von Empfängnisverhütung könnte Strasser und ihren Kollegen zufolge verschiedene Gründe haben. „Der beobachtete Rückgang könnte auf zunehmende Schwierigkeiten beim Zugang zu Empfängnisverhütung hindeuten“, schreiben sie.

Nach dem Gerichtsurteil zu Abtreibungen hätten Nachrichtenorganisationen darüber berichtet, dass Frauen verstärkt Interesse an dauerhafteren Verhütungsmethoden wie Intrauterinpessar oder Sterilisation hätten, aber offenbar gebe es Probleme beim Zugang.

Darüber hinaus schränke die neue Gesetzgebung zu Abbrüchen Ärzte in der Ausübung ihres Berufs ein. „Möglicherweise verlassen Ärztinnen und Ärzte Bundesstaaten mit Abtreibungsverbot oder geben die ärztliche Tätigkeit komplett auf.“

Patientenpräferenzen könnten ebenfalls eine Rolle spielen

Aber natürlich könnten die beobachteten Verschiebungen auch durch veränderte Patientenpräferenzen bedingt sein. Auch ein sich verändernder Markt könnte eine Rolle spielen: Die Studie um­fasst nur in phy­si­schen Apotheken eingelöste Verordnungen, aber Online-Apotheken beanspruchen einen immer größeren Marktanteil.

Und die zunehmende Zahl an Vasektomien könnte eine Verschiebung der Herangehensweise an Empfängnis­verhütung widerspiegeln, die traditionellerweise eher auf Seite der Frauen stattfand.

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