Ausland

USA: Erste Vogelgrippe-­Infektion ohne bekannten Kontakt zu Tieren nachgewiesen

  • Montag, 9. September 2024
/freshidea, stock.adobe.com
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Washington – In den USA ist erstmals bei einem Menschen eine Vogelgrippe-Infektion ohne unmittelbaren bekannten Kontakt zu erkrankten Tieren nachgewiesen worden. Der Fall im Bundesstaat Missouri betreffe eine Person mit nicht näher beschriebenen Grunderkrankungen, die am 22. August hospitalisiert worden war, teilte die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Ende vergangener Woche mit.

Die Angaben, die zu dem Patienten gemacht wurden, lassen viele Fragen offen: Dieser sei mit antiviralen Me­di­kamenten behandelt worden und mittlerweile wieder aus der Klinik entlassen, hieß es. Zu den Symptomen und der Schwere der Erkrankung gab es keinerlei Informationen, auch nicht zu Geschlecht und Alter. Die Ge­sundheitsbehörde des Staates Missouri verwies auf den Schutz der Privatsphäre.

Die Infektion sei über das Influenza-Surveillance-System des Staates aufgefallen, erläuterte die Gesundheits­behörde. Im Zuge dessen habe man nach einem positiven Test auf Influenza A weitere Analysen vorgenomm­en. Da saisonale Influenza-A-Erreger ausgeschlossen werden konnten, folgten Tests auf Vogelgrippe, die letzt­lich auch von den CDC bestätigt wurden.

Die CDC versuchen nach eigenen Angaben, das Virusgenom zu entschlüsseln. Bisher wurde nur bekanntge­geben, dass es sich um einen H5-Fall handelt. Es lässt sich damit bisher beispielsweise noch nicht sagen, ob es sich um jenen Vogelgrippe-Erreger handelt, der seit Monaten in US-Massentierhaltungen bei Kühen und Geflügel grassiert (Klade 2.3.4.4b).

Anhaltende Übertragungen bei engen Kontaktpersonen des Patienten oder anderweitig seien nicht erfasst worden, erklärten die CDC. Überhaupt gebe es keine Anzeichen unüblicher Influenzaaktivität. In Missouri sei­en auch keine H5N1-Infektionen bei Milchvieh bekannt, allerdings habe es in diesem Jahr bereits Nachweise in Geflügelhaltungen gegeben. Zudem zirkulierte die aviäre Influenza dort in der Vergangenheit bei Wild­vögeln.

Der Fall ist laut CDC der 14. Vogelgrippenachweis bei einem Menschen in den USA in diesem Jahr. Bei den anderen Betroffenen handelte es sich etwa um Arbeiter auf Rinder- und Geflügelfarmen, wo das Virus auch schon bei den Tieren nachgewiesen war. Ihre Symptome waren größtenteils als eher mild beschrieben worden, etwa Konjunktivitis. Die Risikobewertung der US-Behörden für die Allgemeinbevölkerung hat sich durch den Fall nicht geändert, sie wird weiter als gering eingeschätzt.

Dass sich Milchkühe mit dem Erreger anstecken können, war nicht bekannt, bis es im Frühjahr in den USA da­zu kam. Vor dem Konsum von Rohmilch warnten Fachleute, da diese bei erkrankten Kühen sehr hohe Virus­lasten aufweise und sich etwa Katzen auf diesem Wege ansteckten. Die US-Behörden betonten aber mehrfach, dass eine Pasteurisierung die Erreger zuverlässig abtöte und die Milchversorgung gesichert sei.

Die CDC hatten zuletzt stets freitags über die Entwicklung von H5N1 in den USA informiert. Seit Mitte August hatte es jedoch keine Updates mehr gegeben, bis zum jetzigen Fall in Missouri. Fachleute kritisierten nun die Verzögerung und die spärlichen Angaben, wie das Portal Statnews zu den vielen offenen Fragen berichtet. Einer der Kritikpunkte: Insbesondere Ärzte vor Ort hätten früher alarmiert werden müssen, um mögliche weitere Fälle zu finden.

Experten hatten seit Beginn des Ausbruchs bei Kühen immer wieder die Informationspolitik der US-Behörden kritisiert und den Vereinigten Staaten generell einen zu zögerlichen Umgang damit vorgeworfen. Als möglicher Hintergrund werden auch die US-Präsidentschaftswahlen gesehen.

Über die Vogelgrippe und ihr pandemisches Potenzial im Fall einer Anpassung an den Menschen zeigen sich Fachleute schon länger besorgt. Als Gefahr wird insbesondere gesehen, dass sich aviäre und saisonale huma­ne Influenza im Zuge von Co-Infektionen reassortieren (vermischen) könnten. Es gab daher Appelle, die USA sollte die Lage vor dem Beginn der Grippesaison unter Kontrolle bringen. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete.

Arbeitern auf Farmen wollten die US-Behörden die saisonale Influenza-Impfung anbieten. Wie weit diese Be­mühungen schon vorangeschritten sind, wurde bisher nicht bekanntgegeben. Die Ausbreitung des Virus in US-Milchviehbetrieben ist jedenfalls noch nicht gestoppt: Seit März ist die Zahl betroffener Herden auf knapp 200 in 14 US-Bundesstaaten angewachsen. Bei Hühnern und anderem Geflügel geht es um Millionen betroffene Tiere.

Nach Kontakt zu infizierten Tieren sind nach CDC-Angaben seit Ende März mehr als 240 Menschen gezielt auf Vogelgrippe getestet worden. Die Zahl der Tests im Zuge der Influenza-Surveillance wird mit mehr als 46.000 seit Ende Februar angegeben.

ggr

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