Ausland

Viele HIV-Infektionen sind unentdeckt geblieben

  • Mittwoch, 30. November 2022
/natali_mis, stock.adobe.com
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Genf/Solna – In Europa leben viele Menschen mit einer nicht diagnostizierten HIV-Infektion. Das geht aus einem neuen Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und dem WHO-Regionalbüro für Europa hervor.

Im Jahr 2020, dem ersten Jahr der COVID-19-Pandemie, ging die Zahl der gemeldeten Infektionen dem Bericht zufolge stark zurück und auch 2021 lagen die gemeldeten HIV-Neudiagnosen in der europäischen Region der WHO fast ein Viertel unter dem Niveau vor der Pandemie.

Etwas mehr als die Hälfte der im Jahr 2021 neu diagnostizierten Personen hatte zum Zeitpunkt der Diagnose eine CD4-Zellzahl von weniger als 350 pro Kubikmillimeter, was darauf hindeutet, dass sie wahrscheinlich be­reits seit acht oder zehn Jahren mit einer nicht diagnostizierten HIV-Infektion leben. Etwas mehr als ein Drittel von ihnen hatte eine fortgeschrittene HIV-Infektion mit einer CD4-Zellzahl von weniger als 200 pro Kubikmilli­meter.

Im Jahr 2021 wurden in 46 der 53 Länder der Region täglich fast 300 neue HIV-Diagnosen gestellt. Dies ent­spricht 106.508 neu diagnostizierten HIV-Infektionen in der Region, darunter 16.624 aus Ländern der Euro­päi­schen Union.

Die Ressourcen für die klinische Überwachung und die Überwachung des öffentlichen Gesundheitswesens waren laut ECDC und WHO während der Pandemie überlastet, so dass viele Länder Schwierigkeiten hatten, neue HIV-Infektionen zu testen und zu melden.

„Wenn es keine regelmäßigen HIV-Tests für die am stärksten gefährdeten Personen gibt, kann zwischen HIV-In­fektion und Diagnose eine lange Zeitspanne liegen“, sagte die ECDC-Direktorin Andrea Ammon. Dies sei nicht gut für die Betroffenen, da sie bei einer späten Diagnose ein höheres Risiko für schwere Erkrankungen und sogar den Tod hätten.

Es sei aber auch für die öffentliche Gesundheit schlecht, da unbehandelte positive Personen HIV unwissent­lich an ihre Sexualpartner weitergeben könnten.

„Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass niemand Angst davor hat, sich testen zu lassen, oder sich wegen seines Status schämt, verzweifelt oder isoliert ist. Jeder sollte überall die Dienste und die respektvolle Pflege erhalten können, die er braucht“, sagte der WHO-Regio­naldirektor für Europa, Hans Henri Kluge.

Laut einer Modellrechnung des Robert-Koch-Institutes (RKI) haben sich in Deutschland im vergangenen Jahr ge­schätzt rund 1.800 Menschen mit dem HI-Virus neu infiziert. Insgesamt wären damit in Deutschland Ende 2021 90.800 Menschen mit HIV infiziert.

hil

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