Wie die Schweiz die klinische Forschung fördern will

Bern – Die klinische Forschung steht unter Druck, nicht nur in Deutschland. Auch andernorts führt die Verdichtung der ärztlichen Arbeit dazu, dass immer weniger Mediziner parallel zu ihrer klinischen Arbeit hochkarätig forschen können. Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) setzt sich daher für die Nachwuchsförderung in der akademischen Medizin ein.
Eine Arbeitsgruppe hat jetzt die bestehenden Förderinstrumente an den Universitätsspitälern erfasst und einen Workshop mit jungen klinisch Forschenden veranstaltet, um den Bedarf zu eruieren und sinnvolle Förderinstrumente zu identifizieren. In einer Broschüre „Nachwuchsförderung in der klinischen Forschung – Instrumente und Bedarf“ hat die Arbeitsgruppe ihre Ergebnisse zusammengefasst.
Sie empfiehlt dabei zum Beispiel, Studierende für die Forschung zu sensibilisieren. „Frühes Forschungsbewusstsein – sowohl in den Grundlagen- als auch in den klinischen Disziplinen – sollte in allen medizinischen Fakultäten in den Lehrplan der Grundausbildung integriert werden“, schreiben die Autoren. Wo ein solches Angebot bereits bestehe, sollte es gestärkt und auf den Bereich der klinischen Forschung ausgedehnt werden.
Notwendig ist zudem die Bündelung und Koordination des Weiterbildungsangebots. Für die Ausbildung von Physician Scientists sei eine Strukturierung der Lehre und eine Mischung aus Grundlagenforschung und klinischer Forschung unerlässlich, rät den SAMW-Arbeitsgruppe den Dekanen der schweizerischen medizinischen Fakultäten. Ein strukturierter Katalog mit einer Beschreibung der Ausbildungsziele und Fähigkeiten, die für jede Karrierestufe zu erwerben sind, sollte definiert werden. Laut der Arbeitsgruppe ist dies eine Ergänzung zum bestehenden Katalog, der die erforderlichen Fähigkeiten für die Erlangung des Facharzttitels beschreibt.
Wünschenswert sind zudem Nachwuchsförderungsangebote und Mentoring. „In allen Universitätsspitälern sollten Instrumente zur Karriereförderung eingerichtet werden, die die Finanzierung von Gehältern für geschützte Forschungszeit umfassen“, rät die Arbeitsgruppe. Jedes Universitätsspital sollte außerdem über einen Pool ausgebildeter und engagierter Mentoren verfügen, die junge klinische Forscher begleiten.
Für wichtig hält es die SAMW auch, Ärzten den Zugang zu Informationen zu erleichtern. Offenbar sei es für Ärzte mit Forschungsinteresse schwierig, Informationen über vorhandene Instrumente zur Unterstützung des Nachwuchses zu erhalten, heißt es. Die Informationen seien heterogen auf den Internetseiten der Institutionen verstreut oder nur teilweise online zugänglich.
Die Arbeitsgruppe empfiehlt deshalb die Einrichtung eines zentralen Webportals, das die vorhandenen Ressourcen für junge klinische Forscher strukturiert identifiziert. Dieses Portal sollte einen strukturierten Überblick über das Ausbildungs-, Finanzierungs- und Mentoringangebot in der Schweiz geben.
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