Zweiter Konvoi bringt Hilfsgüter aus Ägypten in den Gazastreifen

Kairo – Die Hilfslieferungen für die Bevölkerung im Gazastreifen gehen in kleinen Schritten voran. Ein zweiter Konvoi aus 17 Lastwagen fuhr gestern von Ägypten aus in den Transitbereich der gemeinsamen Grenze, um dringend benötigte Hilfsgüter in die Küstenenklave zu bringen, wie der Ägyptische Rote Halbmond mitteilte und wie auf Bildern im staatlichen Fernsehen zu sehen war.
Die Laster haben demnach unter anderem Arzneimittel, Essen und andere Hilfsgüter geladen. Weitere 155 Lastwagen mit etwa 3.000 Tonnen Gütern warteten nach wie vor auf Durchfahrt.
Vor der Lieferung in den Gazastreifen werden die Hilfsgüter von Mitarbeitern des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA kontrolliert. Erst dann dürfen sie auf palästinensischen Lastwagen in den Küstenstreifen fahren. Die ägyptischen Lkw liefern die Güter deshalb nur bis in den Transitbereich der Grenze und fahren nicht in den Gazastreifen.
UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths teilte gestern Abend auf der Plattform X (früher Twitter) mit, dass am Sonntag 14 Lastwagen mit Hilfsgütern nach Gaza gefahren seien. Er sprach von einem weiteren „Hoffnungsschimmer“.
Die in Israel zuständige Cogat-Behörde bestätigte ebenfalls, dass eine Lieferung zugelassen wurde. Humanitäre Hilfe, „die nur Wasser, Lebensmittel und medizinische Ausrüstung enthielt“, sei in den südlichen Gazastreifen gebracht worden. Die gesamte Lieferung sei zuvor von „israelischen Sicherheitsbeamten“ überprüft worden, hieß es in der Mitteilung.
Vorgestern hatte die Lieferung von Hilfsgütern aus Ägypten für die Menschen im Gazastreifen begonnen – die erste Lieferung dieser Art seit Beginn des Kriegs zwischen der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas und Israel. Geliefert wurden mit 20 Lastwagen unter anderem Arzneimittel, Essen und andere Hilfsgüter.
Die Mengen sind weiterhin verschwindend gering mit Blick auf den tatsächlichen Bedarf im Gazastreifen, wo gut zwei Millionen Menschen leben. Dort waren schon vor Kriegsbeginn 60 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA angewiesen. Die UN gehen aktuell davon aus, dass es für eine Versorgung mit Hilfsgütern rund 100 Lastwagenladungen täglich bräuchte.
Die Türkei schickte unterdessen ein Flugzeug mit 20 Ärzten sowie Arzneimitteln nach Ägypten, wie der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca mitteilte. Aus Katar und Indien trafen zudem drei Flugzeuge mit 128 Tonnen Hilfsgütern an Bord ein.
Unter den verheerenden sanitären Bedingungen im Gazastreifen häufen sich nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) Fälle von Windpocken, Krätze und Durchfallerkrankungen. Das berichteten dort tätige Gesundheitsorganisationen, teilte das UN-Nothilfebüro (Ocha) mit.
Eine Ursache sei, dass die Menschen wegen des Trinkwassermangels in ihrer Not aus unsauberen Quellen schöpfen müssten. Das UN-Büro nannte keine konkreten Zahlen. Die Zahl der Fälle werde aber zunehmen, falls Wasser- und Sanitäreinrichtungen nicht schnellstens wieder mit Strom oder Brennstoff versorgt würden, um ihren Betrieb wieder aufnehmen zu können, warnte das UN-Nothilfebüro.
Die israelische Luftwaffe hat unterdessen über das Wochenende die Angriffe auf den Gazastreifen nochmals verstärkt, um eine Bodenoffensive gegen die islamistische Hamas vorzubereiten. Israel will angesichts der Eskalation der Angriffe durch die libanesische Hisbollah-Miliz weitere Ortschaften im Norden räumen.
Die US-Regierung ist besorgt über eine mögliche Ausweitung des Konfliktes im Nahen Osten und verlegte weitere Waffensysteme in die Region. Er habe die Stationierung von Raketen- und Luftabwehrsystemen befohlen, gab US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bekannt.
Zuvor hatten die USA bereits Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer verlegt, darunter zwei Flugzeugträger. „Wir haben Raketen- und Drohnenangriffe auf Stützpunkte unserer Truppen im Irak und in Syrien erlebt“, sagte Austin dem Fernsehsender ABC. „Wir sind besorgt über eine mögliche Eskalation.“
In Israel waren bei Massakern im Auftrag der Hamas im Grenzgebiet und in den Tagen danach mehr als 1.400 Menschen getötet worden. Rund 4.400 Menschen wurden nach Angaben der israelischen Regierung verletzt.
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