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Brustkrebs: Nachsorge mit Bluttest verbessern

  • Freitag, 3. Februar 2023
/Rawpixel.com, stock.adobe.com
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Ulm – Fernmetastasen spielen in der Nachsorge von Brustkrebs bislang eine untergeordnete Rolle. Gibt es keinen konkreten Verdacht, wird nicht danach gesucht. Meist ist die Nachsorge auf klinische Untersuchungen und Mammografien zur Detektion von Lokalrezidiven beschränkt. Das könnte sich zukünftig mithilfe von Bluttests ändern.

Mit einem neuen Projekt wollen Forschende der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universi­täts­klinikums Ulm nun das Gesamtüberleben nach Brustkrebs verbessern. Dafür werden sie Blutproben von Patientinnen in der Brustkrebsnachsorge untersuchen, um frühzeitig asymptomatische Fernmetastasen zu erkennen.

„Nach Fernmetastasen wird in der Regel erst bei entsprechender Symptomatik gesucht – eine Empfehlung, die jedoch auf Studien basiert, die vor über 30 Jahren durchgeführt wurden,“ erklärte Wolfgang Janni, Ärztli­cher Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Die Forschenden wollen 3.500 Patientinnen in die SURVIVE-Studie einschließen und sie in zwei Gruppen ran­domisieren: eine Standard-Nachsorge-Gruppe und eine Intensivierte-Nachsorge-Gruppe. SURVIVE steht hier für Standard Surveillance versus Intensive Surveillance in Early Breast Cancer.

In der Intensivierte-Nachsorge-Gruppe wird zusätzlich zur Standardnachsorge das Liquid Biopsy Verfahren angewendet. Hierbei testen die Forschenden die Blutproben zusätzlich auf Tumormarker sowie zirkulierende Tumorzellen (CTC) und zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA). Sollten sich auffällige Befunde zeigen, erhält die Patientin eine diagnostische Bildgebung.

In beiden Gruppen erhalten die Patientinnen die Standardnachsorge analog den nationalen Leitlinien. Diese Nachsorge findet in den ersten drei Jahren alle drei Monate und in den folgenden zwei Jahren alle sechs Mo­na­te statt.

„Falls wir herausfinden, dass Brustkrebspatientinnen von einer intensivierten Nachsorge profitieren, könnte dies einen Paradigmenwechsel der onkologischen Nachsorge bedeuten", sagte Sophia Huesmann, Studien­leiterin und Fachärztin an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Primäres Ziel der Studie ist es, die Überlebenschancen nach fünf Jahren in der Standard-Nachsorge- Gruppe mit der Intensivierten-Nachsorge-Gruppe zu vergleichen. Dazu wollen die Forschenden unter anderem he­raus­­finden, wieviel früher der Bluttest eine Wiederkehr der Erkrankung voraussagt, um eine entsprechende, frühzeitige Behandlung einzuleiten.

Andere, sekundäre Ziele sind beispielsweise der Vergleich der Lebensqua­lität zwischen den beiden Gruppen, die Bestimmung der Sensitivität und Falsch-positiv-Rate der Liquid-Biopsy-Biomarker.

Zusätzlich sammelt und lagert das Forschungsteam Blutproben aus beiden Gruppen in einer Biobank. Da­durch sind weitere Analysen während und nach der Studie möglich. Sollte bei Patientinnen, egal in welcher Gruppe, ein Rezidiv diagnostiziert werden, wird die Nachsorge beendet und eine leitliniengerechte Therapie initiiert.

Gemeinsam mit 100 weiteren Zentren in Deutschland führt die Universität Ulm als Leitzentrum die Studie mit einer geplanten Dauer von circa zwölf Jahren durch. Die geplante Rekrutierung läuft bis 2025. Die Förder­summe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) beträgt mindestens 6,7 Millionen Euro.

Angegliedert an die SURVIVE-Studie plant die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe derzeit zeitgleich Therapieinterventionsstudien, in denen Frauen mit auffälligem Bluttest aber ohne Nachweis von Metastasen in der Bildgebung zusätzliche Therapien erhalten können.

mim/EB

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