Einheitlicher Datensatz für COVID-19-Forschung entwickelt

Berlin – Ein Kerndatensatz aus mehr als 80 Elementen zu COVID-19-Patienten soll künftig dafür sorgen, dass verschiedene Akteure bei der Forschung zusammenarbeiten und Daten der anderen verwenden können. Hintergrund ist, dass in ganz Deutschland Wissenschaftler das neue Coronavirus SARS-CoV-2 und die von ihm hervorgerufene Krankheit COVID-19 erforschen.
„Um den größtmöglichen Nutzen aus den vielen Daten ziehen zu können, ist es nötig, dass sie in einheitlichen Formaten und Standards erhoben und gespeichert werden“, erklärt Sylvia Thun, die am Berlin Institute of Health (BIH) die sogenannte Core Unit für Interoperabilität leitet.
Zunächst musste definiert werden, welche Daten überhaupt erhoben werden und in welchem Format. Für das nationale Netzwerk der Universitätsmedizin im Kampf gegen COVID-19 erstellte das Team um Sylvia Thun dafür den jetzt vorliegenden Kerndatensatz („German Corona Consensus“, GECCO).
Er enthält sämtliche relevanten Informationen, angefangen bei persönlichen Daten wie Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht über Laborwerte wie Blutdruck oder Cholesterinwerte, Risikofaktoren, Medikamenteneinnahme bis zu Symptomen und eingeleiteten Therapieverfahren.
„Obwohl wir uns mit den über 30 Universitätsklinika auf über 80 Kerndaten einigen mussten, dauerte es nur knapp drei Wochen, bis wir die Liste fertig gestellt hatten“, erläuterte Julian Sass, Doktorand am BIH. Auch Daten aus Forschungslaboren werden jetzt in einheitlicher Weise erfasst und auf eigens bereitgestellten Servern geteilt.
„Die dezentrale aber abgestimmte Erfassung gleichartiger Daten durch den GECCO Consensus Datensatz bringt uns für diese und zukünftige Pandemien entscheidend voran. Wir können buchstäblich von jedem Patienten und jeder Patientin in Deutschland lernen“, sagte Christof von Kalle, BIH-Chair für Klinisch Translationale Studien und Leiter des BIH Clinical Study Center an der Charité.
Die Arbeit an dem Kerndatensatz erfolgte im Rahmen der sogenannten Cocos-Initiative (Corona Component Standards). Sie wurde von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), dem health innovation hub des Bundesministeriums für Gesundheit und Health Level 7 (HL7) Deutschland initiiert.
Unter anderem beteiligen sich das Robert-Koch-Institut, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information, die Medizininformatik-Initiative, das Netzwerk Universitätsmedizin und der Bundesverband Gesundheits-IT daran.
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