EU-Forschungsverbund sucht antivirale Wirkstoffe mit breitem Wirkspektrum

Göttingen – Wirkstoffe, die eine breite antivirale Wirkung besitzen und daher bei Infektionsausbrüchen ohne vorherige genaue Kenntnis des Erregers eingesetzt werden könnten, sucht ein neuer europäischer Forschungsverbund. Das Deutsche Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung – koordiniert das Vorhaben namens „Vigilant“.
Medikamente mit breiter Wirkung könnten frühzeitig die Verbreitung eines Erregers einschränken und möglicherweise verhindern, dass sich ein lokaler Ausbruch zu einer globalen Pandemie entwickelt. Während es Breitbandmedikamente zur Behandlung bakterieller Infektionen gibt, fehlen vergleichbare Mittel gegen Viren.
„Vigilant“ vereint auf der Suche nach solchen Wirkstoffen die Expertise von Forschenden aus den Bereichen Biochemie, Medizinische Chemie, Molekular- und Zellbiologie sowie Virologie. Die EU fördert die Arbeit über vier Jahre mit insgesamt rund 7,5 Millionen Euro.
Im Fokus der Forschungen stehen dabei virale Hüllproteine. Diese Proteine dienen den Viren als Schlüssel für den Eintritt in Wirtszellen. Wenn es gelingt, den Transport und die Aktivierung dieser viralen Hüllproteine in infizierten Zellen zu blockieren, könnte dies die Vermehrung der Viren im Körper stoppen.
„Vigilant verfolgt zwei innovative Ansätze zur antiviralen Therapie: die Hemmung des Transports viraler Hüllproteine in das endoplasmatische Retikulum infizierter Zellen und die Blockade der Hüllprotein-Aktivierung durch zelluläre Proteasen“, sagte Stefan Pöhlmann, Koordinator des Vigilant-Verbundes und Leiter der Abteilung Infektionsbiologie am Deutschen Primatenzentrum.
Diese Hemmstoffe könnten eine breite antivirale Wirkung entfalten, weil verschiedene Viren dieselben zellulären Faktoren für den Transport und die Aktivierung ihrer Hüllproteine nutzten. Dies wollen die Forscher in Zellkulturen sowie in Tierversuchen mit Mäusen, Frettchen und Affen untersuchen. „Vigilant wird neue Wirkstoffe hervorbringen, die unsere Vorbereitung auf zukünftige Pandemien wesentlich verbessern werden“, so Pöhlmann.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: