Hochschulen starten mit Studiengängen „Community Health Nursing“

Berlin – Das „Community Health Nursing“ soll in den kommenden Jahren dazu beitragen, drängende Versorgungsprobleme zu lösen. Dazu stellte die Robert Bosch Stiftung am 18. Juni gemeinsam mit dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Details vor.
Die künftige Rolle von speziell qualifizierte Pflegefachpersonen – den Community Health Nurses – könne aufgrund der vorhandenen Schlüsselkompetenzen eine zentrale sein, betonte Bernadette Klapper, Bereichsleiterin Gesundheit der Robert Bosch Stiftung.
Im Ausland bereits umgesetzte, ähnlich gelagerte Versorgungskonzepte, etwa in Finnland, würden hierzu gute Beispiele liefern. Dort führen entsprechend geschulte Pflegefachkräfte Untersuchungen durch, beraten, managen Therapien oder begleiten Betroffene bei psychischen oder chronischen Erkrankungen.
Die Gesundheitsversorgung in Deutschland stehe laut Klapper vor großen Herausforderungen: Der demographische Wandel steigere den Bedarf nach medizinischer Hilfe, zugleich würden insbesondere auf dem Land mehr und mehr Hausärzte fehlen.
Hier will der mittels Förderung der Robert Bosch Stiftung und des DBfK konzipierte Masterstudiengang Community Health Nursing ansetzen. Zum kommenden Wintersemester werden die Universität Witten/Herdecke, die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar und die Katholische Stiftungshochschule München die ersten Studienjahrgänge anbieten.
Das so zu erwerbende Kompetenzprofil passe genau auf die Anforderungen zur Stärkung des „Public-Health“-Bereiches, die Experten nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Coronapandemie fordern würden, so Klapper. Nun sei aber noch einiges an Arbeit nötig, insbesondere Richtung Politik, um die strukturelle Verankerung akademisch ausgebildeter Pflegekräfte im Gesundheitssystem zu gewährleisten.
Die Rahmenbedingungen der „sektorierten Versorgung“ müssten dringend angepasst werden, befand auch Regina Klakow-Franck, stellvertretende Institutsleiterin des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG). Tue sich an dieser „Dauerbaustelle“ nichts, werde man künftig Mühe haben, die adäquate Versorgung in der Fläche aufrechtzuerhalten.
Auch aus ärztlicher Sicht müsse gelten: „Kooperation für Patienten, statt Konkurrenz um Patienten.“ Angesichts der Überalterung von Teilen der Ärzteschaft, steigenden Teilzeitquoten sowie Verteilungsproblemen mit Stadt-Land-Gefällen sprächen gewichtige Gründe für bessere Kooperation und multiprofessionelle Teambildung.
Ihrer Auffassung nach, so Klakow-Franck, könnten verschiedene Versorgungsmodelle – wie klassische Hausarztpraxen und Gesundheitszentren – je nach regionalen Gegebenheiten parallel und ohne Monopolstatus arbeiten.
Kordula Schulz-Asche MdB (Grüne), Mitglied des Bundestagsausschusses für Gesundheit und Sprecherin ihrer Fraktion für Pflege- und Altenpolitik, sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, kommunale Versorgungssettings unter Einbeziehung hochqualifizierter Pflegekräfte stärker zu berücksichtigen.
Aufgabe der Politik sei es, für die langfristige strukturelle Finanzierung zu sorgen. Die entstehenden Kosten würden sich, so Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerates, aufgrund der zu erwartenden Verbesserungen in den Bereichen Primärversorgung, Case-Management, Prävention und Gesundheitsberatung zum Teil selbst amortisieren.
Im Rahmen eines im Januar 2020 begonnen Strategieprozesses sollen auch Möglichkeiten der Übertragung von Heilkunde auf Pflegefachpersonen und weiterer Verordnungskompetenzen, zum Beispiel für Hilfsmittel, in die Überlegungen einbezogen werden.
Der Prozess war in Folge der Konzertierten Aktion Pflege vereinbart worden – beteiligt sind unter anderem das Bundesgesundheitsministerium, die Pflegeberufsverbände und die Bundesärztekammer.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: