Studie untersucht Nutzen eines Onlinechatbots für junge Menschen mit Depressionen

Greifswald/Frankfurt – Die Universität Greifswald erprobt zusammen mit zahlreichen Partnern ein neues Versorgungsangebot für junge Menschen mit Depressionen. Depressive Störungen zählen zu den häufigsten und schwersten psychischen Störungen bei Jugendlichen und Erwachsenen.
„Leider lässt sich trotz wirksamer ambulanter Therapieangebote ein Klinikaufenthalt nicht immer vermeiden. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ist es gerade für Jugendliche und junge Erwachsene sehr herausfordernd, wieder in den Alltag zu finden“, erläutert Viola Oertel, leitende Psychologin in der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Frankfurt, die an der Studie teilnimmt.
Oft wüssten die jungen Menschen nicht, an wen sie sich nach der Klinikzeit wenden könnten, um eine ambulante Therapie zu beginnen. „Zum anderen empfinden vor allem junge Patientinnen und Patienten ihre Erkrankung als stigmatisierend und schambesetzt, weshalb sie ihre Erkrankung lieber verheimlichen und ihre Probleme allein lösen möchten“, so Oertel.
Hier setzt das Programm „intelligente, Chatbot-assistierte ambulante Nachsorge“ (iCAN) an. Eine App soll den Jugendlichen und jungen Erwachsenen helfen, im Alltag besser zurechtzukommen und in ihr gewohntes Leben zurückzufinden.
Das Programm bietet jungen Menschen drei Monate lang nach der Entlassung aus der Klinik individuelle Begleitung durch Telefongespräche mit Psychologinnen und Psychologen sowie den Zugang zu einem chatbotgestützten Training. Der Chatbot fragt beispielsweise regelmäßig nach der Stimmung und motiviert dazu, bestimmte Übungen zu nutzen.
Ein in der iCAN-App eingebauter Navigator erleichtert außerdem die Suche nach einer Anlaufstelle für ambulante Psychotherapie oder psychiatrische Weiterbehandlung. „Der regelmäßige Austausch mit den Tele-Psychologinnen und -psychologen und die Übungen in der Smartphoneapp können weiterhelfen, dass Genesungsfortschritte, die in der Klinik gemacht wurden, gefestigt und Rückfälle verhindert werden“, erläutert Barbara Voß, Leiterin der Landesvertretung Hessen der Techniker Krankenkasse (TK) – die Krankenkasse ist eine Partnerin des Projektes.
Das Vorhaben wird für vier Jahre vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert.
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