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Studie zu Ursachen von Herzkrankheiten – Genanalyse bei 9.000 Menschen

  • Freitag, 27. September 2019
DNA-Doppelhelix, im Hintergrund AGCT-Kodierungen. /Leigh Prather, stockadobecom
Hamburger Forscher wollen das Erbgut von 9.000 gesunden und kranken Menschen analysieren, um Ursachen für Herzschwäche oder einen Infarkt zu finden. /Leigh Prather, stockadobecom

Hamburg – Mit Erbgutanalysen von 9.000 Menschen wollen Hamburger und Schweizer Wissenschaftler die Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersuchen. Das Forschungsprojekt sei das größte dieser Art im deutschsprachigen Raum, teilte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) heute mit. Die Kühne-Stiftung fördert das Vorhaben mit 12,5 Millionen Euro. Aus der Schweiz sind die Hochgebirgsklinik Davos, die der Stiftung gehört, und das Universitätsspital Zürich beteiligt.

Übergewicht, Rauchen und ungesunde Ernährung zählen zu den wesentlichen beeinfluss­baren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Genetische Faktoren bestimmen das Risiko mit. Das Zusammenspiel zwischen Genen und äußeren Einflüssen sei aber nur unzureichend bekannt, hieß es. Nun wollen die Wissenschaftler das vollständige Erbgut von 8.000 gesunden Menschen mit dem von 1.000 ehemaligen Patienten des Universitären Herz- und Gefäßzentrums am UKE vergleichen. Das Forschungsprojekt ist auf fünf angelegt.

Aktuell seien in mehr als 4.000 der rund 20.000 relevanten menschlichen Gene mögliche krankheitsverursachende Mutationen bekannt, hieß es vom Klinikum. Jedes Jahr kämen etwa 200 hinzu.

Neues Center for Cardiovascular Precision Medicine in Davos

Der Vorsitzende der Kühne-Stiftung, Klaus-Michael Kühne ist überzeugt, dass die Daten auch zur Erforschung anderer Krankheiten nutzen könnten. Die Klinik der Stiftung in Davos behandelt bislang vor allem Allergien. Nun solle auf dem dortigen Medizincampus ein Center for Cardiovascular Precision Medicine entstehen und eine Professur für Bioinformatik geschaffen werden.

Die Bioproben der gesunden Teilnehmer stammen von Hamburgern, die auch bei der „Hamburg City Health Study“ mitmachen. Mit 45.000 Probanden ist das nach Angaben des Klinikums die größte lokale Gesundheitsstudie der Welt. Bei der Erbgutentschlüsselung werde streng auf den Schutz der anonymisierten Daten geachtet, versicherten die Wissenschaftler. Es gehe um ein Petabyte (1.000 Terabyte) an Daten, sagte Holger Moch vom Universitätsspital Zürich.

Das Erbgut eines Menschen kann heute laut UKE innerhalb von 24 Stunden entschlüsselt werden. Die reinen Sachkosten dafür lägen bei 1.300 Euro. Die erste Gen-Sequenzierung weltweit, deren Ergebnisse 2001 veröffentlicht wurden, habe noch mehrere 100 Millionen Euro gekostet. Die Studie soll am 1. Oktober beginnen, bereits Ende 2020 sollen alle 9.000 Proben analysiert sein. Im Jahr darauf werden erste Ergebnisse erwartet.

dpa

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