Telekonsile haben sich in der Coronapandemie bewährt
Hagen/Düsseldorf – Telekonsile haben sich in der Coronapandemie als geeignetes Format erwiesen, um medizinisches Wissen zu teilen und auf bestimmte Patienten anzuwenden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Arbeitsgruppe der Fernuniversität Hagen in ihrer Evaluation zu den Vorstufen des virtuellen Krankenhauses in Nordrhein-Westfalen (NRW).
An der Studie beteiligte sich ein Forschungsteam des Lehrstuhls Betriebswirtschaftslehre zusammen mit Intensivmedizinern der Universitätskliniken Aachen und Münster. Die Evaluation ist im Fachmagazin HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik erschienen (2022, DOI: 10.1365/s40702-022-00920-6).
Im Rahmen des virtuellen Krankenhauses NRW (VKh.NRW) werden Kliniken des Landes telemedizinisch miteinander vernetzt. Dabei stellt das virtuelle Krankenhaus eine telemedizinische Plattform zur Verfügung, um das Wissen aus Expertenzentren wie Unikliniken mit den Häusern der Allgemeinversorgung zu teilen.
Im Rahmen einer Vorstufe des VKh.NRW fanden seit März 2020 mehr als 3.800 COVID-19-Telekonsile bei mehr als 600 Patienten in 41 Krankenhäusern in NRW statt.
„Das Auftreten der unbekannten Krankheit COVID-19 und die steigenden COVID-19-Fallzahlen stellten das Gesundheitswesen vor Herausforderungen. Die Häuser der Allgemeinversorgung waren bis dato größtenteils nicht mit der Behandlung eines schweren Lungenversagens vertraut und so musste dieses Wissen aus den Expertenzentren in die Häuser der Allgemeinversorgung transferiert werden“, umreißt die Arbeitsgruppe die Problemlage aus dem Frühjahr 2020.
Dazu wurden Telekonsile genutzt. „Sie finden zwischen zwei Ärzten der Intensivmedizin statt, stellen ortsunabhängig Expertenwissen bereit und erhöhen so die Behandlungsqualität sowie -effizienz“, so die Wissenschaftler.
Bei ihren Experteninterviews im Rahmen der Evaluation identifizierten sie drei Anwendungsszenarien von Telekonsilen: „Wir haben das sogenannte Expertenkonsil ohne Fallbezug identifiziert, bei dem es grundsätzlich um Diagnostik und allgemeine Fragen geht. Später kommt der Fallbezug dazu. Dann geht es um detaillierte Fragen und konkrete Bedarfe einer Patientin oder eines Patienten“, skizziert Florian Neft von der Fernuniversität.
Das dritte Szenario sei ein Rekonsil, bei der ein Patient wiederholt betreut werde. Je komplexer das Krankheitsbild, desto spezifischere Informationen sind den Wissenschaftlern zufolge über Patienten erforderlich – „und damit steigen auch die Anforderungen an die Technologie, etwa bis hin zu einer Kamera am Krankenbett und Echtzeitübertragung der Daten“, so Neft.
„Besonders Expertenkonsile mit und ohne Fallbezug können aktuell bereits gut umgesetzt werden, während für Rekonsile teilweise noch eine verbesserte Internetanbindung und mehr Gerätschaften notwendig sind“, lautet ein Fazit der Arbeitsgruppe.
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