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Ursprung des Mpox-Ausbruchs von 2022 liegt länger zurück

  • Freitag, 3. November 2023
/JUN LI, stock.adobe.com
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Edinburgh – Der Ursprung des internationalen Mpox-Ausbruchs (vormals Affenpocken) 2022 liegt laut einer aktuellen Analyse schon länger zurück. Aufgrund einer markanten Veränderung des Musters und der Häufig­keit von Mutationen sei anzunehmen, dass der Erreger mindestens seit 2016 unter Menschen zirkuliert, be­richten Forschende im Fachjournal Science (DOI: 10.1126/science.adg8116).

Anhand der Beobachtungen sollte dem Team zufolge etwa der Umgang mit Ausbrüchen angepasst werden. Weltweite Überwachung sei nötig, wenn man das Virus beim Menschen eliminieren wolle.

Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kürzlich berichtet hatte, stiegen die registrierten Mpox-Fallzah­len in der europäischen Region zuletzt wieder deutlich an: 229 Fälle seien dort im September beobachtet worden, eine Zunahme um 660 Prozent im Vergleich zu August.

In der Hochphase von 2022 gab es in der Region mehr als 8.000 registrierte Fälle pro Monat. Die WHO hob für diesen September insbesondere Portugal, Spanien, das Vereinigte Königreich, Deutschland und Irland hervor.

Es gebe keine offizielle Information darüber, dass die in diesen Ländern berichteten Fälle und Cluster mit einem bekannten Event in Zusammenhang stünden. Ansonsten berichtet die WHO von uneinheitlichen Ent­wicklungen je nach Region. In Deutschland spielt sich der Ausbruch mittlerweile insbesondere noch in Berlin ab, die dortigen Behörden meldeten rund drei Dutzend Nachweise seit der letzten Juli-Woche.

Mpox sei lange Zeit als Krankheit betrachtet worden, die beim Kontakt mit Nagetieren in West- und Zentral­afri­­ka auf Menschen übertragen wird, schreibt das Team in Science. Fälle seien als voneinander unabhängige Einträge aus dem Tierreich mit anschließend begrenzter Weitergabe unter Menschen behandelt worden.

Das sei für eine der Mpox-Virus-Kladen bislang auch weiterhin zutreffend, schreibt das Team um Áine O'Toole von der University of Edinburgh. Für Klade IIb jedoch seien die meisten Fälle seit 2016 wahrscheinlich das Ergebnis von Mensch-zu-Mensch-Übertragung. In zahlreichen Staaten fehle es an Möglichkeiten zum Erkennen von Fällen.

Von Mai 2022 an steckten sich in vielen Ländern ohne bekannte Reservoire in der Tierwelt unerwartet viele Menschen mit Mpox an - auch in Deutschland. Auffällig in damaligen Proben waren zahlreiche Mutationen im Vergleich zu älteren Virus-Sequenzen. In der Studie wird die mehrfach erhöhte Mutationsrate als Folge der anhaltenden Auseinandersetzung mit dem menschlichen Immunsystem beschrieben.

Das auffälligste Symptom der Krankheit sind Bläschen und Pusteln auf der Haut. Die WHO hatte wegen Mpox vergangenes Jahr einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Dieser wurde im Mai 2023 wieder beendet, nachdem die Fallzahlen deutlich gesunken waren. Insgesamt erfasste die WHO von Januar 2022 bis Ende September 2023 mehr als 91.000 Mpox-Infektionen in 115 Ländern und knapp 160 Tote.

Mpox-Viren werden durch engen Körperkontakt übertragen. Überwiegend betroffen waren im Zuge des Aus­bruchs nach WHO-Angaben Männer, die Sex mit Männern haben. Hierzulande wurden laut einer Datenbank des Robert-Koch-Instituts bislang knapp 3.740 Fälle bekannt, davon 3.671 im Jahr 2022.

dpa

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