Wearables können neurologische Krankheiten erkennen und überwachen

Bayreuth – Am Körper getragene Sensoren (Wearables), können zusammen mit einer künstlichen Intelligenz (KI), die die Daten auswertet, neurologische Erkrankungen erkennen und überwachen. Das berichten Arbeitsgruppen um Aldo Faisal, Inhaber der Professur für Digital Health an der Universität Bayreuth, in 2 Beiträgen im Fachmagazin Nature Medicine (2023, DOI: 10.1038/s41591-022-02159-6 und DOI: 10.1038/s41591-022-02045-1).
Die Arbeitsgruppen untersuchen das Konzept darin für Friedreich-Ataxien und für Duchenne-Muskeldystrophien. Für ihre Fallstudien hat die Forschungsgruppe Sensoren genutzt, die in Kleidungsstücke eingebaut sind und die Körperbewegungen erkrankter Personen während ihres normalen täglichen Lebens registrieren. Algorithmen verarbeiteten die von den Sensoren übermittelten Signale.
Es zeigte sich: Das System ist nicht nur imstande, charakteristische Bewegungsmuster von neurologischen Erkrankungen zu identifizieren – auch wenn sie so klein sind, dass sie selbst für erfahrene Neurologen unsichtbar bleiben.
Es kann darüber hinaus auch das Krankheitsstadium von Patienten ermitteln und in jedem Einzelfall mit hoher Genauigkeit vorhersagen, welchen weiteren Verlauf die Erkrankung ohne therapeutische Eingriffe voraussichtlich nehmen wird. Die sensorgestützten Algorithmen können laut den Forschern damit als „digitale Biomarker“ dienen, die ein präzises und kontinuierliches Monitoring der Patienten ermöglichen.
Die beiden jetzt veröffentlichten Fallstudien zur Friedreich-Ataxie und zur Duchenne-Muskeldystrophie zeigen den Arbeitsgruppen zufolge, dass die zugrunde liegende neue Technologie vom Prinzip her auf alle Erkrankungen anwendbar ist, die Störungen oder Veränderungen des Bewegungsverhaltens verursachen.
Vor allem bei Erkrankungen, für die ein schleichender oder sehr wechselhafter Verlauf charakteristisch sei, könne sie wertvolle diagnostische und therapeutische Unterstützung leisten.
„Die systematische Verknüpfung von Wearables und KI versetzt die Medizin in die Lage, auch für seltene neurodegenerative Krankheiten Therapiekonzepte zu entwickeln, die auf die individuelle körperliche Verfassung der Patientinnen und Patienten zugeschnitten sind“, sagte Faisal.
Nach Beginn einer Therapie könnten die digitalen Biomarker dabei helfen, deren Wirksamkeit zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, erläuterte er. Das Konzept wird jetzt im neuen Quantitative Living Lab (QLiLa) der Universität Bayreuth weiterentwickelt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: