Medizin

BNT162b2: Schutz vor Hospitalisierung hält auch gegen Delta mehr als 6 Monate an

  • Dienstag, 5. Oktober 2021
/picture alliance, SvenSimon
/picture alliance, SvenSimon

Pasadena/Kalifornien – Der Schutz vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 hat bei den geimpften Mitgliedern einer US-Krankenkasse zwar in den ersten 6 Monaten langsam nachgelassen. Die Zahl der Hospitalisie­rungen wegen einer schweren COVID-19-Erkrankung ist laut der Publikation im Lancet (2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)02183-8) jedoch auch während der Delta-Welle niedrig geblieben.

Der Rückgang der Antikörper-Titer hat einige Länder veranlasst, der Bevölkerung eine dritte Impfdosis anzubieten. Ob dies notwendig ist, ist unter Experten umstritten, da die Antikörper nur ein (leicht mess­barer) Aspekt der Immunität sind.

Patienten werden nach Impfungen auch durch T-Zellen geschützt (deren Funktionstests schon aufwän­diger sind). Entscheidend für eine dauerhafte Immunität ist jedoch die Bildung von Gedächtniszellen (die nur schwer nachweisbar sind und deren Funktion kaum zu beurteilen ist).

Gedächtniszellen können im Fall einer Infektion die Bildung neuer Antikörper und T-Zellen veranlassen. Dies geschieht allerdings mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung. Ob die Antwort bei SARS-CoV-2 rechtzeitig kommt, lässt sich derzeit nur im Nachhinein beurteilen.

Ein Team um Sara Tartof vom Krankenversicherer Kaiser Permanente Southern California aus Pasadena hat jetzt die Daten von 3,4 Mio. Versicherten ausgewertet, von denen 1,0 Mio. vollständig geimpft sind. Zum Einsatz kam fast nur die mRNA-Vakzine BNT162b2 des Herstellers Biontech/Pfizer.

Die Analyse ergab, dass die Schutzwirkung vor Infektionen allmählich nachließ. In der Gesamtgruppe kam es zu einem Rückgang von 88 % (95-%-Konfidenzintervall 86 % bis 89 %) im 1. Monat auf 47 % (43-51 %) nach 5 Monaten.

Dabei gab es kaum Unterschiede zwischen der Delta- und anderen Varianten. Gegen die Delta-Variante ließ die Schutzwirkung von 93 % (85-97 %) im 1. Monat auf 53 % (39-65 %) nach 4 Monaten nach. Bei den anderen Varianten ging die Schutzwirkung von 97 % (95-99 %) im 1. Monat auf 67 % (45-80 %) nach 4 bis 5 Monaten zurück.

Die Schutzwirkung vor einer schweren Erkrankung mit Krankenhauseinweisung blieb dagegen konstant. Sie lag im gesamten Zeitraum von bis zu 6 Monaten bei 93 % (84-96 %) für Delta und 95 % (90-98 %) für andere Varianten. Eine Abschwächung der Schutzwirkung war auch bei älteren Personen nicht erkennbar.

Die Ergebnisse der Studie entsprechen den Erfahrungen, die in Israel gemacht wurden oder von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) mitgeteilt wurden. Auch dort hatte die Schutzwirkung gegen Infektionen allmählich nachgelassen, während die Hospitalisierungsrate niedrig blieb.

Immunologisch lassen sich die Ergebnisse plausibel auf die Bildung von Gedächtniszellen zurückführen. Sie könnten aufgrund der Latenz bis zur Bildung von Antikörpern und T-Zellen eine Infektion mit SARS-CoV-2 zwar nicht verhindert haben.

Die Immunantwort könnte aber noch rechtzeitig eingesetzt haben, um schwere Erkrankungen zu verhin­dern. Da Gedächtniszellen langlebig sind, könnte die Schutzwirkung auch über die nächsten Monaten und den Winter bestehen bleiben. Eine Gewähr dafür gibt es allerdings nicht.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung