Medizin

Chirurgische Gesichtsmasken halten Coronaviren zurück

  • Montag, 6. April 2020
Eine Fußgängerin trägt eine Atemschutzmaske im Stadtzentrum von Sydney. Hohe Temperaturen und starker Wind haben die Buschbrände in Australien weiter angefacht und Sydney in Rauch gehüllt. /picture alliance
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Hongkong − Chirurgische Gesichtsmasken können Coronaviren offenbar effektiver zurück­halten als Grippe- und Rhinoviren. Dies zeigen Laborversuche in Nature Medicine (2020; DOI: 10.1038/s41591-020-0843-2), die vor der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie an Perso­nen durchgeführt wurden, von denen einige mit saisonalen Coronaviren infiziert waren.

Respiratorische Viren werden vermutlich mit Tröpfchen und als Aerosol übertragen. Tröpfchen haben eine geringe Ausbreitung, da sie infolge der Schwerkraft rasch zu Boden sinken oder Gegenstände in der Nähe der Infizierten kontaminieren. Aerosole bleiben länger in der Luft nachweisbar und können möglicherweise Infektionen über größere Entfer­nungen übertragen − sofern sie in ausreichender Konzentration erzeugt werden oder wenn Räume nicht ausreichend gelüftet werden.

Public Health-Forscher der Universität Hongkong haben in einer experimentellen Studie untersucht, ob eine einfache chirurgische Gesichtsmaske (Mund-Nasen-Schutz), wie sie im Operationsaal getragen werden, an Tröpfchen oder Aerosolen gebundene Viren aufhalten können.

Die Experimente wurden mit einem Gerät durchgeführt, das der US-Forscher Donald Milton von der University of Maryland in College Park entwickelt hat und das er als „Gesundheit II machine“ bezeichnet. Die Probanden atmen in einen Trichter, der die Luft für eine weitere Analyse auffängt. „Gesundheit II“ kann dabei zwischen Tröpfchen mit einer Größe von mehr als 5 µm und den kleineren Aerosolen unterscheiden.

An der Studie nahmen 246 Probanden teil, bei denen eine akute Atemwegsinfektion mit Fieber, Husten, Rachenentzündung, Rhinorrhoe, Kopf-/Gliederschmerzen und/oder Schleimbildung (mindestens 2 Symptome) bestand. Bei den Experimenten atmeten die Probanden über 30 Minuten in den Trichter von „Gesundheit II“. Sie durften dabei einem Hustenreiz nachgeben, wurden aber nicht dazu aufgefordert. Der Hälfte der Probanden wurden vor dem Experiment chirurgische Gesichtsmasken ausgehändigt, die sie sich selbst aufsetzten und während des Experiments trugen.

Bei den Teilnehmern wurden Nasen- und Rachenabstriche entnommen und auf eine Virusinfektion hin untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass 54 Probanden mit Rhinoviren, 43 mit Influenzaviren und 17 mit saisonalen Coronaviren infiziert waren.

Wie das Team um Benjamin Cowling von der Universität Hongkong zusammen mit Milton berichtet, waren die chirurgischen Gesichtsmasken in der Lage, die Coronaviren sowohl in Tröpfchen als auch in Aerosolen aufzuhalten. Coronaviren wurden in keinem Fall in der Atemluft nachgewiesen, während dies ohne Gesichtsmaske regelmäßig der Fall war.

Die Influenzaviren wurden in den Tröpfchen (bis auf eine Ausnahme) ebenfalls regel­mä­ßig von dem Mund-Nasen-Schutz zurückgehalten, während sie im Aerosol häufiger nach­weisbar blieben. Die Rhinoviren waren mit und ohne Mund-Nasen-Schutz regelmäßig in den Tröpfchen und in den Aerosolen nachweisbar.

Die Experimente wurden zwar an saisonalen Coronaviren durchgeführt. Diese haben laut Cowling jedoch die gleiche Größe wie das SARS-CoV-2 und dürften sich nach Einschätz­ung des Forschers ähnlich verhalten. Die Studie zeigt demnach, dass ein einfacher Mund-Nasen-Schutz die Verbreitung von Coronaviren vermindern kann, wenn er von Personen getragen wird, die mit dem Virus infiziert sind.

Da die Viren nach derzeitigem Wissensstand bereits vor Einsetzten der Symptome in Na­sen- und Rachenabstrichen vorhanden sind, könnte ein Mund-Nasen-Schutz auch bei Per­sonen, die sich noch gesund fühlen oder asymptomatisch infiziert sind, im Prinzip einen Beitrag zur Eindämmung der Epidemie leisten, wenn sie regelmäßig getragen werden.

Wie stark die Schutzwirkung der chirurgischen Gesichtsmasken ist und ob sie die derzeitigen Maßnahmen verstärken würden, bleibt offen.

rme

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