COVID-19: Bivalente Booster schützen besser vor schweren Erkrankungen

Chapel Hill/Galveston – Die bivalenten mRNA-Impfstoffe, die im September in den USA und kurze Zeit später auch in Europa eingeführt wurden, haben in den folgenden Monaten eine bessere Schutzwirkung vor schweren Erkrankungen und einem Tod an COVID-19 erzielt als zuvor die monovalenten Impfstoffe.
Dies geht aus einer Studie im New England Journal of Medicine (NEJM 2023; DOI: 10.1056/NEJMc2215471) hervor, die die „Real-World Effectiveness“ untersucht hat. Neue Labordaten lassen hoffen, dass die bivalenten Booster auch gegen die aktuellen Omikron-Varianten einen stärkeren Immunschutz als die monovalenten Booster erzielen (NEJM 2023; DOI: 10.1056/NEJMc2214916).
Die bivalenten Impfstoffe wurden auf der Grundlage von Labortests zugelassen, die eine gute neutralisierende Wirkung gegen die im Sommer neu aufgetretenen Varianten BA.4 und BA.5 zeigten. Auf klinische Studien war verzichtet worden, da die Zeit drängte.
Es wurde befürchtet, dass es im Winter erneut zu einem starken Anstieg der Erkrankungsfälle kommt wie vor einem Jahr nach Auftreten von Omikron und vor zwei Jahren durch die Alpha-Variante von SARS-CoV-2. Diese Epidemie ist bisher ausgeblieben, woran neben der inzwischen ausgeprägten Herdenimmunität durch frühere Impfungen oder Infektionen auch die bivalenten Booster einen Anteil gehabt haben könnten.
Diesen Schluss lässt eine Analyse von Forschern der Gillings School of Global Public Health in Chapel Hill zu. Ein Team um Danyu Lin hat die Daten zu mehr als 6 Millionen Einwohnern des Bundesstaates North Carolina ausgewertet und dabei den Zeitraum vom 25. Mai bis zum 31. August, als monovalente Impfstoffe verwendet wurden, mit dem Zeitraum vom 1. November bis zum 3. Dezember 2022 verglichen, als nur noch bivalente Impfstoffe verwendet wurden.
In beiden Zeiträumen war der Anteil der Geboosterten unter den wegen COVID-19 hospitalisierten oder gestorbenen Patienten gering. Lin ermittelt für die Tage 15 bis 99 nach der Boosterung einen Impfschutz vor einer Hospitalisierung von 25,2 % für die monovalenten Vakzinen und von 58,7 % für die bivalenten Vakzinen. Die Differenz von 33,5 %-Punkten war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 2,9 bis 62,1 %-Punkten signifikant.
Die Impfstoffwirksamkeit gegen Hospitalisierung oder Tod betrug für den monovalenten Booster 24,9 % und für den bivalenten Booster 61,8 %. Die Differenz von 36,9 %-Punkten war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 12,6 bis 64,3 %-Punkten signifikant. Wie bei den früheren Impfungen erreichte die Schutzwirkung nach 4 Wochen ihren Höhepunkt und ebbte danach ab.
Daten über die „Real-World Effectiveness“ gegen die aktuellen Virusvarianten liegen noch nicht vor. Nach den bisherigen Labortests, die allerdings erfahrungsgemäß nur begrenzte Vorhersagen zulassen, dürfte die Schutzwirkung insgesamt nachlassen, weil die Antikörper die neuen Varianten nur in begrenztem Maße neutralisieren können.
Ein aktueller Vergleich zwischen mono- und bivalenten Boostern zeigt jedoch, dass die bivalenten Booster die bessere Schutzwirkung erzielen könnten. Ein Team um Pei-Yong Shi von der medizinischen Abteilung der Universität von Texas in Galveston hat Serumproben von Personen untersucht, die am Tag des Boosters und 4 Wochen danach entnommen wurden.
Der monovalente Booster hatte den Antikörpertiter gegen die derzeit in den USA dominierende Variante XBB.1 um den Faktor 1,5 erhöht. Nach dem bivalenten Booster war der Titer dagegen um den Faktor 4,8 gestiegen, was auf einen besseren Schutz hinweist.
Auch gegen BQ.1.1 war der Titer-Anstieg nach dem bivalenten Booster deutlich stärker ausgefallen: 8,7-fach gegenüber 1,8-fach nach dem monovalenten Booster.
Der Anstieg der Antikörper-Titer gegen die neuen Varianten fiel nach beiden Impfungen stärker aus, wenn die geboosterten Personen schon einmal mit SARS-CoV-2 infiziert waren.
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