Medizin

USA: Behörden empfehlen zweiten bivalenten Booster

  • Freitag, 21. April 2023
/picture alliance, Christophe Gateau
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Silver Spring – US-Senioren und Personen mit einer Immunschwäche können sich 4 Monate nach der 1. eine 2. Auffrischung mit einem bivalenten mRNA-Impfstoff gegen COVID-19 holen. Dies beschloss die US-Impfkommis­sion ACIP vorgestern, nachdem die Arzneimittelbehörde FDA tags zuvor durch eine Zulassung den Weg frei ge­macht hatte.

Der Rest der Bevölkerung ab einem Alter von 6 Jahren wurde aufgefordert, sich ebenfalls boostern zu lassen, falls dies noch nicht geschehen ist, mit der 2. Boosterung jedoch bis zum Herbst zu warten.

In der US-Bevölkerung überwiegt derzeit die Impfmüdigkeit. Nur 17 % haben bisher eine bivalente Auffrischung erhalten. In der Gruppe der über 65-Jährigen sind es immerhin 43 %. Senioren sind neben den Personen mit Im­munschwächen derzeit die wichtigste Risikogruppe für einen schweren Verlauf von COVID-19.

Nach Angaben der CDC sterben derzeit täglich rund 250 Menschen an COVID-19 oder den Folgen, von denen die meisten über 70 Jahre alt sind oder ein geschwächtes Immunsystem haben. Das Durchschnittsalter der Kranken­hauspatienten beträgt derzeit 75 Jahre.

Das Infektionsgeschehen wird derzeit von der Omikron-Untervariante XBB.1.5 dominiert, auf die etwa 78 % der Infektionen entfallen, gefolgt von der Variante XBB.1.6 mit etwa 7 %. Diese Varianten haben sich zwar von der Variante BA.4/5 entfernt, die neben dem Wildtyp in den bivalenten Impfstoffen vom Moderna und Pfizer enthal­ten ist.

Die neuen Impfstoffe haben (anders als einige Antikörperpräparate) ihre Schutzwirkung jedoch nicht verloren. Nach den Ergebnissen der epidemiologischen Studien verhindern sie weiterhin schwere Erkrankungen, die eine Klinikbehandlung notwendig machen oder sogar zum Tod führen.

Eine Impfung mit der monovalenten Vakzine ist nicht mehr möglich, da die FDA die Zulassung zurückgezogen hat. Für US-Bürger, die noch keine Impfung erhalten haben, wird jetzt eine Einmalimpfung mit dem bivalenten Impfstoff als ausreichend für eine Grundimmunisierung angesehen. Aber auch für diese Personen gilt, dass sie sich im Herbst einen 1. Booster holen sollen. Angestrebt wird eine jährliche Auffrischung.

Sicherheitsrisiken sehen die US-Behörden nicht. Das „statistische Signal“ einer erhöhten Rate von Schlaganfällen, zu denen es im „Vaccine Safety Datalink“ (VSD) von CDC und FDA nach der Gabe der Biontech-Vakzine gekommen war, ist weiterhin unklar.

Interessanterweise war das Signal nur zwischen November 2022 und Januar 2023 aufgetreten. Wie CDC-Mitarbei­ter Tom Shimabukuro auf der Tagung des ACIP ausführte, trat das Signal vor allem bei Personen auf, die gleich­zeitig eine hochdosierte Grippeimpfung erhalten hatten, wobei das relative Risiko von 1,59 mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,99 bis 2,61 knapp das Signifikanzniveau verfehlte. Ein ähnliches Signal ist in anderen Surveillance-Instrumenten bisher nicht entdeckt worden.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) will am kommenden Dienstag ihre Empfehlung für die Implementierung der COVID-19-Impfung in den Impfplan 2023 geben. Diese soll eine längerfristige Empfehlung darstellen, die für alle Altersklassen ein Schema zur Grundimmunisierung und zu regelmäßigen Auffrischungsimpfungen für be­stimmte Personengruppen vorlegt.

Das britische Komitee für Impfung und Immunisierung (Joint Committee on Vaccination and Immunisation, JCVI) hatte eine Empfehlung für den Impfplan für 2023 bereits im November 2022 vorgelegt.

rme

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