Medizin

COVID-19: Kann Remdesivir die Nieren schädigen?

  • Montag, 5. Oktober 2020
/Rasi, stock.adobe.com
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Amsterdam – Das Virustatikum Remdesivir, das Anfang Juli von der Europäischen Kommission eine bedingte Marktzulassung zur Behandlung von Patienten mit COVID-19 erhalten hat, steht im Verdacht, die Nieren zu schädigen. Der Pharmakovigilanz-Aus­schuss der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA hat den Beginn einer Sicherheits­prüfung angekündigt.

Die Sicherheitsprüfung wurde durch Erkenntnisse des EudraVigilance-Projekts ausgelöst, die im Auftrag der EMA die Sicherheit von Medikamenten nach der Zulassung überprüft. Dabei werden vor allem Meldungen über unerwartete Arzneimittelwirkungen (UAW) ausgewertet, die bei den Arzneimittelagenturen der Mitgliedsländer eintreffen.

Hier scheint es seit der bedingten Zulassung von Remdesivir zu vermehrten Meldungen gekommen zu sein. Die EMA nennt keine Einzelheiten zur Zahl der UAW-Meldungen und zu etwaigen anderen Erkenntnissen. Eine UAW-Meldung belegt noch keine Kausalität.

Zum einen ist Remdesivir ein neuer Wirkstoff, bei dessen Anwendung Ärzte besonders aufmerksam sind und deshalb ungewöhnliche Vorfälle häufiger melden. Zum anderen ist bekannt, dass eine schwere COVID-19 mit Nierenschäden einhergehen kann.

Andererseits wurden in den präklinischen Tierversuchen an Ratten und an Affen nach kurzen Behandlungszeiten schwere Nierentoxizitäten beobachtet. So kam es bei männ­lichen Rhesusaffen nach der Gabe von 5, 10 und 20 mg/kg/Tag über 7 Tage zu einem Anstieg des Kreatinins, einer renalen tubulären Atrophie, einer Basophilie (entzündliche Reaktion) und zu Ablagerungen („cast“) in den Nierentubuli. Ein Tier starb nach der Dosis von 20 mg/kg/Tag. Der Pathomechanismus ist laut der Produktinformation der EMA nicht vollständig geklärt, eine Relevanz für den Menschen könne nicht ausgeschlossen werden.

Remdesivir wurde in randomisierten klinischen Studie bei Ebolapatienten (PALM) und in 2 SIMPLE-Studien an Patienten mit COVID-19 getestet. Eine weitere Studie wurde in China durchgeführt. Wegen fehlenden pharmakokinetischen Daten bei schwergradiger Nieren­insuffizienz darf das Remdesivir nur bei Patienten mit einer glomerulären Filtra­tions­rate von 30 ml/min oder mehr eingesetzt werden.

rme

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