COVID-19: Myokarditis nach Impfung bleibt häufiger ohne kardiovaskuläre Spätfolgen

Paris – Die meisten jüngeren Menschen, die nach der Impfung gegen COVID-19 an einer Myokarditis erkranken, erholen sich vollständig. In einer Kohortenstudie aus Frankreich mussten nur wenige Patienten in den folgenden anderthalb Jahren erneut wegen Herz-Kreislauf-Problemen hospitalisiert werden.
Die Inzidenz war einer Publikation im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2024; DOI: 10.1001/jama.2024.16380) zufolge nur halb so hoch wie bei Patienten, die infolge einer Erkrankung an COVID-19 oder aus anderen Gründen an einer Myokarditis erkrankt waren.
Nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff (BNT162b2 oder mRNA-1273) kann es in seltenen Fällen (etwa 1:10.000) zu einer Myokarditis kommen. Betroffen sind häufig jüngere Männer, die oft im Anschluss an die zweite Dosis erkranken.
In Frankreich mussten bis Ende Juni 2022 558 Personen im Alter zwischen 12 und 49 Jahren in der ersten Woche nach einer Impfdosis wegen einer Myokarditis hospitalisiert werden. Weitere 298 Patienten wurden wegen einer Myokarditis im Krankenhaus behandelt, die innerhalb von 30 Tagen nach einer Erkrankung an COVID-19 aufgetreten war. Bei den übrigen 3.779 Patienten bestand kein Zusammenhang mit COVID-19 oder der Impfung.
Die meisten Patienten (376 von 558) erkrankten nach der zweiten Impfdosis. Die meisten Myokarditiden verliefen offenbar relativ milde und die Patienten konnten nach median vier Tagen die Klinik wieder verlassen. Nur ein Patient musste vorübergehend mit einer extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) behandelt werden. Er konnte die Klinik später lebend verlassen. Kein Patient benötigte eine Herztransplantation.
Ein Team um Mahmoud Zureik von der französischen Arzneimittelagentur ANSM („Agence nationale de sécurité du médicament et des produits de santé“) hat untersucht, wie häufig die Patienten in den folgenden 18 Monaten erneut hospitalisiert wurden.
Von den 558 Patienten mit Myokarditis nach mRNA-Impfung mussten 32 Patienten (5,7 %) erneut wegen kardiovaskulärer Probleme ins Krankenhaus. Davon waren 25 (6,1 %) mit BNT162b2 von BioNTech/Pfizer und 7 (4,7 %) mit mRNA-1273 von Moderna geimpft worden.
Von den 298 Patienten mit einer Myokarditis nach COVID-19 wurden 36 Patienten (12,1 %) erneut wegen kardiovaskulärer Probleme hospitalisiert, nach einer konventionellen Myokarditis waren es 497 von 3.779 Patienten (13,2 %).
Das ANSM-Team ermittelt eine gewichtete Hazard Ratio von 0,55 für die Patienten nach der Impfkomplikation gegenüber der konventionellen Myokarditis. Sie war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,36 bis 0,86 signifikant.
Nach der impfbezogenen Myokarditis war es demnach zu 45 % seltener zu einer erneuten Hospitalisierung wegen kardiovaskulärer Komplikationen gekommen. Die Myokarditis nach COVID-19 hatte dagegen mit einer gewichteten Hazard Ratio von 1,04 (0,70-1,52) ebenso häufig kardiovaskuläre Nachwirkungen gehabt wie eine konventionelle Myokarditis.
Im Vergleich der beiden Impfstoffe ermittelten die Forscher für BNT162b2 eine gewichtete Hazard Ratio von 0,68 (0,38-1,22) und für mRNA-1273 eine gewichtete Hazard Ratio von 0,24 (0,05-1,18). Der Moderna-Impfstoff wäre demnach seltener von den Nachwirkungen betroffen. Die Fallzahl war aber zu gering für eine statistisch sichere Aussage.
Ein Patient (0,2 %) ist in den ersten 18 Monaten nach der impfbezogenen Myokarditis gestorben. Nach der COVID-19 assoziierten Myokarditis war es zu vier Todesfällen (1,3 %) und nach der konventionellen Myokarditis zu 49 Todesfällen (1,3 %) gekommen.
Zureik schließt daraus, dass es bei Patienten mit einer impfbezogenen Myokarditis insgesamt seltener zu kardiovaskulären Komplikationen kommt als bei Patienten mit einer konventionellen Myokarditis.
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