Immunantworten auf SARS-CoV-2-Impfungen bei MS unter Ofatumumab möglich
Berlin – Patienten mit Multipler Sklerose (MS), die einen Monat vor Beginn einer Ofatumumabbehandlung oder während einer stabilen Behandlungsphase ihre ersten SARS-CoV-2-mRNA-Impfungen erhalten, entwickeln Immunantworten.
Die multizentrische klinische Studie KYRIOS wurde anlässlich des DGN vorgestellt (Abstract der Studie) und zeigte zum ersten Mal anhand einer kleinen Kohorte (n=10) auf, dass Ofatumumabkandidaten und stabil behandelte MS-Patienten ein spezifisches Impfansprechen entwickeln können.
Immunmodulierende MS-Therapien (disease-modifying drugs; DMDs), wie zum Beispiel Anti-CD20-Antikörper (Ocrelizumab, Ofatumumab, Rituximab) und Sphingosin-1-Phosphat (S1P)-Rezeptor-Modulatoren (Fingolimod, Ozanimod, Ponesimod/Siponimod) können die Bildung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 behindern.
Eine Behandlung mit Anti-CD20-Antikörpern oder S1P-Rezeptor-Modulatoren reduziert nach bisherigen Erkenntnissen die humorale Immunantwort mit kaum messbaren Antikörpertitern nach einer COVID-19-Impfung.
In der unverblindeten KRYOS-Studie, die 40 MS-Patienten aus 8 Standorten in Deutschland einschloss, wurden die Auswirkungen einer Ofatumumab-Behandlung auf die Zunahme der zellulären und humoralen Immunantwort nach SARS-CoV-2-mRNA-Impfung in 2 Kohorten untersucht.
Die eingeschlossenen Patienten erhielten entweder vor dem Therapiestart (Kohorte 1) oder mindestens 4 Wochen nach Beginn einer Behandlung mit Ofatumumab (Kohorte 2) eine SARS-CoV-2-mRNA-Erst- oder Auffrischungsimpfung.
Die Ergebnisse der aktuellen Zwischenanalyse zeigen, dass SARS-CoV-2-mRNA-Impfstoffe bei Patienten unter Ofatumumab zelluläre und humorale Immunantworten hervorrufen können, sofern sie während einer stabilen Ofatumumabbehandlung (n=5) erfolgt oder vor Beginn der Ofatumumabbehandlung (n=5) angesetzt wurde.
Wenn Probanden ihre ersten SARS-CoV-2 mRNA-Impfungen erhielten, wurden in diesen beiden Kohorten bereits eine Woche nach dem ersten Impfzyklus Immunantworten nachgewiesen, so die Studienautoren.
Die KYRIOS-Studie liefert erstmalig Hinweise darauf, dass mit Ofatumumab behandelte MS-Patienten eine spezifische Immunantwort auf SARS-CoV-2 mRNA-Impfstoffe entwickeln können, schlussfolgern die Wissenschaftler. Die Studienautoren plädieren zur Interpretation eines Impfansprechens jedoch dafür, sowohl die humorale als auch die zelluläre Immunantwort heranzuziehen.
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