Komplizierte Plaques in der Halsschlagader mögliche wichtige Schlaganfallursache

München – Nach einem Schlaganfall bleibt die Ätiologie, also die Ursache desselben, häufig ungeklärt.
Eine Arbeitsgruppe um Martin Dichgans vom Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) München und Tobias Saam, ehemals Klinik und Poliklinik für Radiologie des LMU Klinikums, berichtet nun, dass bei fast 1/3 der Patienten mit ungeklärter Schlaganfallursache sogenannte komplizierte Plaques in den dem Schlaganfall vorgeschalteten Halsschlagadern zu finden sind. Ihre Arbeit ist im Journal of the American College of Cardiology erschienen (JACC, 2020; DOI 10.1016/j.jacc.2020.09.532).
Die Forscher untersuchten an 4 Studienzentren (Universität Freiburg, Universität Tübingen, Technische Universität München und LMU München) 234 Schlaganfallpatienten mit einer hochauflösenden, kontrastmittelverstärkten Plaque-Bildgebung mittels Magnetresonanztomografie (MRT).
Laut den Forschern zeigte sich eine „klare Assoziation“ zwischen komplizierten Karotisplaques und Schlaganfällen im abhängigen Gefäßgebiet bei Patienten mit einer unbekannten Schlaganfallätiologie. Die Autoren der Studie sprechen sich daher dafür aus, die Plaque-Bildgebung mittels MRT in die klinische Routinediagnostik des Schlaganfalls aufzunehmen.
Die erhobenen Befunde könnten Konsequenzen für die gezielte Behandlung nach einem Schlaganfall haben, so die Wissenschaftler. Im Verlauf der Arbeit zeigte sich laut den Forschern zudem, dass eine Plaque-Einblutung das häufigste Merkmal für eine komplizierte Plaque ist.
Damit ließe sich die ausführliche Plaque-Bildgebung im MRT erheblich vereinfachen: „Es muss künftig lediglich auf eine mögliche Plaque-Einblutung untersucht werden – eine komplexe MRT-Untersuchung mit Halsspule und Kontrastmittel ist hierfür nicht notwendig“ hieß es aus der Arbeitsgruppe.
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