Modifiziertes Herpes-Simplex-Virus lässt fortgeschrittene Melanome schrumpfen

Chicago – Das onkolytische Virus RP1 ist ein genetisch modifiziertes Herpes-simplex-Virus, das in der IGNYTE-Studie in Kombination mit Nivolumab bei Patienten mit fortgeschrittenem Melanom geprüft wird. Auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago wurden neue Daten vorgestellt.
So verkleinerte die Kombination die Läsionen in der Mehrheit der Patienten, die auf die Therapie ansprachen, berichtete Gino In, University of Southern California Norris Comprehensive Cancer Center, Los Angeles (Abstract LBA 3; DOI: 10.1200/JCO.2025.43.16_suppl.9537). Dabei schrumpften auch Tumoren, die nicht mit RP1 injiziert wurden.
„Das deutet darauf hin, dass RP1 wirksam gegen Krebs im gesamten Körper ist und nicht nur gegen den injizierten Tumor“, wird der Referent in einer Pressemitteilung zitiert. Damit erweitere sich das potenzielle Wirkspektrum des Medikaments, da manche Tumoren schwer oder gar nicht erreichbar sind.
In IGNYTE eingeschlossen waren Patienten mit fortgeschrittenem Melanom, die während einer mindestens 8-wöchigen Anti-PD1-Behandlung mit oder ohne einer Anti-CTLA4-Therapie einen Krankheitsprogress erlitten hatten.
Die Injektion von RP1 erfolgte entweder in oberflächliche Tumoren (n = 104) und/oder in tiefe bzw. viszerale Läsionen, mit oder ohne oberflächliche Injektion (n = 36).
Zusätzlich erhielten die Teilnehmenden Nivolumab alle 2 Wochen ab der 2. RP1-Dosierung bis zur 8. Dosis; im Anschluss wurden sie mit einer alleinigen Nivolumabtherapie für 2 Jahre weiterbehandelt. Bei entsprechender Indikation erfolgten zusätzliche RP1-Injektionen.
Auch nicht injizierte Läsionen wurden kleiner
46 der 140 eingeschlossenen Patienten sprachen an. Die Forschenden analysierten 197 Läsionen. In 78 von ihnen war eine RP1-Injektion erfolgt, in 119 nicht. 98,7 % bzw. 96,6 % der Tumoren verkleinerten sich; 93,5 % der injizierten bzw. 79,0 % der nicht-injizierten Läsionen schrumpften um mehr als 30 %.
Von den viszeralen Läsionen wurden 85,7 % der injizierten und 96,2 % der nicht injizierten kleiner. Bei 85,7 % bzw. 65,4 % gab es eine Reduktion von über 30 %.
Die Gesamtansprechrate bei oberflächlichen Injektionen belief sich auf 29,8 %, während diejenigen mit tiefen/viszeralen Injektionen zu 41,7 % ansprachen.
Therapiebedingte unerwünschte Ereignisse (TRAE) entwickelten ähnlich viele Patienten mit oberflächlicher und tiefer/viszeraler Injektion. Ausnahme waren Schüttelfrost, grippeähnliche Symptome und Schmerzen an der Injektionsstelle, die in der Gruppe mit tiefen/viszeralen ± oberflächlichen Läsionen zahlenmäßig häufiger auftraten.
TRAE vom Grad ≥ 3 traten bei 14,4 % der Teilnehmenden nach oberflächlicher und bei 8,3 % nach tiefer/viszeraler ± oberflächlicher Injektion auf. Einen Grad 1/2 Pneumothorax erlitten 3 von 52 Personen, die Injektionen in die Lunge erhalten hatten. Zu Leberabnormalitäten oder signifikanten Blutungen war es nach Injektionen in die Leber nicht gekommen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: