Pneumologen empfehlen Dexamethason für COVID-19-Patienten mit respiratorischer Insuffizienz

Berlin – In Reaktion auf die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der RECOVERY-Studie hat die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin ihre Empfehlungen zur Therapie mit Dexamethason bei Patienten mit COVID-19 aktualisiert. Die große randomisierte Studie aus Großbritannien hatte gezeigt, dass COVID-19-Patienten mit respiratorischer Insuffizienz unter Dexamethason einen Überlebensvorteil haben.
In ihrem aktualisierten Positionspapier empfehlen die Pneumologen in Analogie zu den Daten der RECOVERY-Studie den Einsatz von Dexamethason bei Patienten mit COVID-19 und manifester schwerer respiratorischer Insuffizienz mit der Indikation zur Sauerstoffgabe oder zur Beatmung, sofern keine Kontraindikationen vorliegen. Behandelt werden soll mit einer Dosierung von 6 mg am Tag, entweder peroral oder intravenös, für bis zu 10 Tage.
Unter der Therapie mit Dexamethason müssen den Autoren des Positionspapiers zufolge Blutglukose und Serumnatrium engmaschig kontrolliert und eingestellt werden. Sie weisen außerdem auf das Risiko von Superinfektionen und gastrointestinalen Blutungen hin.
Bei ambulanten COVID-19-Patienten oder hospitalisierten Patienten ohne eine Indikation für eine Sauerstoffgabe und ohne andere klinische Indikation raten die Pneumologen dagegen vom Einsatz von Dexamethason ab. Eine Übersterblichkeit könne bei diesen Patienten nicht ausgeschlossen werden, schreiben sie.
Bei COVID-19-Patienten mit nicht klar definierter respiratorischer Insuffizienz (in Recovery SpO2 < 92-94 %) erlaube die zum jetzigen Zeitpunkt vorliegende Evidenz keine Empfehlung für oder gegen eine Dexamethasongabe, heißt es in dem Positionspapier weiter.
Die Entscheidung, eine Steroidtherapie zu initiieren, müsse hier individuell basierend auf Faktoren wie zum Beispiel der Atemfrequenz, dem Ausmaß der CT-Verschattungen, bereits etablierten prognostischen Parameter, dem kurzfristigen Verlauf und Komorbiditäten getroffen werden.
Unberührt von der Aktualisierung bleibt die weiterhin bestehende Indikation zur Steroidtherapie bei COVID-19-Patienten, die zusätzlich eine exazerbierte obstruktive Atemwegserkrankung aufweisen oder einen therapierefraktären septischen Schock entwickeln.
Vor Kurzem hatten auch schon die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ihre Leitlinie zur intensivmedizinischen Therapie von Patienten von COVID-19 geändert, um den neuen Erkenntnissen Rechnung zu tragen.
Auch sie empfiehlt nun den Einsatz von Dexamethason (6 mg/Tag über 10 Tage) bei beatmungspflichtigen Patienten mit COVID-19.
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