Post-COVID-Syndrom auch nach mildem Krankheitsverlauf möglich
Köln – Auch Patienten mit einem milden Krankheitsverlauf erholen sich manchmal nur langsam von COVID-19. Von den Patienten einer Post-COVID-Ambulanz klagte einer Studie in Lancet Regional Health - Europe (2021; DOI: 10.1016/j.lanepe.2021.100122) zufolge jeder 8. Patient auch 7 Monate nach dem Ende der Erkrankung noch über Residualsymptome.
Die Uniklinik Köln hatte Anfang April 2020 eine Spezialsprechstunde für COVID-19-Genesene eingerichtet, die infolge der Infektion noch unter einer Riech- und/oder Schmeckstörung leiden. Von den 958 Patienten, die sich vorstellten, waren die meisten nur leicht an COVID-19 erkrankt.
Nur 28 Patienten waren in der akuten Phase der Erkrankung im Krankenhaus behandelt worden. Alle Patienten wurden nach einer Eingangsuntersuchung mit Bestimmung des Antikörpertiters zu 2 Nachfolgeterminen nach etwa 4 und 7 Monaten wieder eingeladen. Nur 442 und 353 Patienten nahmen die Termine wahr. Die Leiterin der post COVID-Sprechstunde, Clara Lehmann, geht davon aus, dass die übrigen sich inzwischen großenteils erholt haben.
Von denen, die sich erneut vorstellten, gaben nicht wenige weiterhin Beschwerden an. Nach 4 Monaten klagten von 442 Patienten noch 12,4 % über eine Anosmie, 11,1 % über eine Ageusie, 9,7 % über Abgeschlagenheit und 8,6 % über Kurzatmigkeit.
Nach 7 Monaten litten von 353 Patienten noch 14,7 % unter Anosmie, 13,6 % unter Atemnot, 14,7 % unter Abgeschlagenheit und 11,0 % unter Ageusie. Weitere Residualsymptome waren Kopfschmerzen (3,7 %), Alopezie (2,5 %) und Durchfall (1,1 %).
Eines der 4 Kardinalsymptome eines Post-COVID-Syndroms (Anosmie, Ageusie, Müdigkeit oder Atemnot) trat bei 27,8 % im 4. Monat und bei 34,8 % im 7. Monat nach Beginn der Infektion auf. Bezogen auf die Gesamtzahl aller 958 Patienten, die sich zu Beginn vorgestellt hatten, entspricht dies einem Anteil von 12,8 %.
Er dürfte in Wirklichkeit höher liegen, da auch einige Patienten, die die Mitarbeiter der Post-COVID-Sprechstunde telefonisch kontaktieren konnten, über gesundheitliche Einschränkungen klagten.
Die wichtigsten Prädiktoren für eine Persistenz der Symptome waren multiple Symptome (Odds Ratio OR 1,28), Durchfall (OR 2,19), Ageusie (OR 2,16), Anosmie (OR 3,79) und ein niedriger Antikörpertiter bei der Eingangsuntersuchung. Männer klagten seltener über Residualsymptome als Frauen (OR 0,49).
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