Medizin

SARS-CoV-2: Niedrige Seroprävalenz in Frankreichs Kindertagesstätten

  • Mittwoch, 10. Februar 2021
Kindergarten in Rouen, Frankreich/ picture alliance, abaca
Kindergarten in Rouen, Frankreich/ picture alliance, abaca

Paris – Kleinkinder im Alter von 5 Monaten bis 4 Jahren, die während des ersten französischen Lock­downs in Tagesstätten von Kliniken und anderen systemrelevanten Bereichen betreut wurden, haben sich laut einer Seroprävalenzstudie in Lancet Child & Adolescent Health (2021; DOI: 10.1016/S2352-4642(21)00024-9) nur selten mit SARS-CoV-2 infiziert, wobei die wenigen Infektionen vermutlich zuhause in Familien erworben wurden, in denen die Erwachsenen aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit ein erhöhtes Infektionsrisiko hatten.

Während des Lockdowns vom 17. März bis 11. Mai 2020 waren in Frankreich auch die meisten Kinder­tages­stätten geschlossen. Eine Ausnahme bildeten die Einrichtungen von Kliniken und anderen essenziellen Berufszweigen. Dort wurden die Kinder weiter betreut.

Es wurden jedoch Vorsichtsmaßnahmen getroffen: Das Personal trug während der Arbeit Gesichtsmas­ken, die Kinder wurden in kleineren Kohorten von 6 bis 8 Kindern möglichst von denselben Mitarbeitern be­treut. Es wurde regelmäßig die Körpertemperatur kontrolliert und Kinder, die fiebrig oder krank waren, wurden von der Betreuung ausgeschlossen. Außerdem wurde auf Hygiene- und Abstandsregeln geachtet.

Ein Team um Camille Aupiais vom Hôpital Jean-Verdier in Paris hat 4 bis 8 Wochen später Blutproben von 327 Kindern und 197 Betreuern auf Antikörper von SARS-CoV-2 untersucht. Die Ergebnisse wurden mit 164 Erwachsenen einer Kontrollgruppe verglichen, die ebenfalls während des Lockdowns gearbeitet, aber keine Kinder in den Kindertagesstätten hatten.

Ergebnis: 14 Kinder und 14 Betreuer waren seropositiv auf SARS-CoV-2. Nach Berücksichtigung der Test­ungenauigkeit ermittelt Aupiais eine Seroprävalenz von 3,7 % (95-%-Konfidenzintervall 1,3 bis 6,8 %) für die Kinder und von 6,8 % (3,2 bis 11,5 %) für die Betreuer. In der Vergleichsgruppe hatten sich 9 Perso­nen infiziert. Die adjustierte Seroprävalenz betrug hier 5,0 % (1,6 bis 9,8 %).

Die Kinder und die Betreuer hatten sich nicht signifikant häufiger als die Vergleichsgruppe infiziert. Dies spricht laut Aupiais gegen die Annahme, dass Kindestagesstätten zum Ausgangspunkt von Ausbrüchen wer­den. Die Seroprävalenz war zudem niedriger als in der Umgebung. Im Großraum Paris haben sich anderen Studien zufolge während der ersten Welle etwa 10 % der Bevölkerung infiziert.

Eine nähere Analyse ergab, dass es bei 6 der 14 seropositiven Kinder (43 %) zu weiteren Infektionen in der Familie gekommen war gegenüber nur 19 von 307 seronegativen Kinder (6 %). Aupiais schließt daraus, das sich die meisten Kinder vermutlich in der Familie und nicht in der Tagesstätte angesteckt haben.

Vier weitere Studien haben in den letzten Monaten die Seroprävalenz von Kindern im Alter unter 5 Jahren untersucht. In einer bevölkerungsbezogenen Studie an 35.883 Haushalten in Spanien betrug die Seroprä­valenz im April 2020 bei Säuglingen unter 1 Jahr 1,1 % (0,3 bis 3,5 %) und 2,1 % (1,3 bis 3,4 %) bei Kindern im Alter von 1 bis 4 Jahren.

3 weitere Studien ermittelten eine Seroprävalenz bei Kindern unter 4 oder 5 Jahren von 1,6 % (0,5 bis 3,0) in Brasilien (Mai 2020) und von 0 % in den USA (im Mai 2020) und von 20 % (13 bis 29 %) im Iran (April 2020).

rme

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