SARS-CoV-2: Wechsel des Impfstoffs kann Immunität verbessern

Oxford – Erwachsene, die nach dem Astrazeneca-Impfstoff Vaxzevria als 2. Dosis die Biontech/Pfizer-Vakzine Comirnaty erhielten, erzielten in einer randomisierten Studie eine deutlich bessere Antikörperantwort als nach einer erneuten Impfung mit Vaxzevria. Auch die T-Zell-Antwort fiel nach den in Preprints with The Lancet (2021; DOI: 10.2139/ssrn.3874014) veröffentlichten Ergebnissen besser aus.
Der Impfstoffmangel und die geänderten Empfehlungen der Impfkommissionen haben für viele Menschen eine heterologe Impfung zur Folge. In Deutschland müssen viele Menschen unter 60 Jahren, die als 1. Dosis Vaxzevria erhalten haben, bei der 2. Dosis auf einen mRNA-Impfstoff wechseln (um vor der seltenen aber schweren Komplikation VITT bewahrt zu werden).
Die Wirksamkeit einer heterologen Impfung wurde in den Zulassungsstudien nicht untersucht, so dass derzeit streng genommen eine Evidenzlücke besteht. Die britische „Com-COV Study“ sammelt derzeit Daten zum Einfluss des Wechsels auf die Immunogenität. An 8 britischen Zentren wurden 830 Erwachsene über 50 Jahre auf die 4 möglichen Kombinationen von Vaxzevria und Comirnaty randomisiert.
Für 463 Teilnehmer, die die beiden Impfungen im Abstand von 4 Wochen erhielten, liegen jetzt erste Daten zur Immunität vor: Wie das Team um Matthew Snape von der Universität Oxford berichtet, ist die geometrische Mittelkonzentration der IgG-Antikörper bei den Teilnehmern, die 2 Mal mit Comirnaty geimpft wurden, 28 Tage nach der 2. Dosis auf 14.080 ELU/ml angestiegen. Die 2-malige Impfung mit Vaxzevria erreichte dagegen nur 1.392 ELU/ml, es wurden also 10-fach weniger Antikörper gebildet.
Die Teilnehmer, die von Vaxzevria auf Comirnaty wechselten, erreichten dagegen 12.906 ELU/ml. Das ist 9,2-fach mehr als nach einer homologen Impfung mit Vaxzevria und ein sicheres Zeichen, dass der Wechsel, zu dem viele Menschen unter 60 Jahren in Deutschland gezwungen werden, sicherlich keine Nachteile auf die Immunität hat. Die Impfstoffwirkung könnte sogar deutlich besser sein.
Die Gruppe, die von Comirnaty auf Vaxzevria wechselte, erreichte eine Antikörperkonzentration von 7.133 ELU/ml, was etwa der Halbierung des Antikörpertiters gegenüber einer homologen Impfung mit Comirnaty entspricht. Der Unterschied war nach den Berechnungen von Snape jedoch statistisch nicht signifikant
Auch in einem Test zur T-Zell-Wirkung schnitt die homologe Impfung mit Vaxzevria am schlechtesten ab. In einem ELISPOT, der die Zahl der zytokinfreisetzenden (weil durch die Impfung aktivierten) T-Zellen misst, erreichte die doppelte Impfung mit Vaxzevria nur einen Wert von 50 „Spot forming cells“ (SFC) auf 1 Million mononukleäre Zellen im peripheren Blut. Leukozyten.
Beim Wechsel auf Comirnaty stieg der Wert auf 185 SFC/Mio. Leukozyten und war damit sogar noch besser als nach einer homologen Impfung mit Comirnaty oder ein Wechsel von Comirnaty auf Vaxzevria (99 SFC/Mio. Leukozyten).
Wie aussagekräftig die Laborergebnisse sind, ist unklar. Snape weist darauf hin, dass die homologe Impfung mit Vaxzevria in den Zulassungsstudien eine Impfstoffwirksamkeit von 76 % gegen symptomatische Erkrankungen und von 100 % gegen schwere Erkrankungen erzielt hat.
Bei einer Verlängerung des Impfstoffintervalls auf 8 bis 12 Wochen stieg die Impfstoffwirksamkeit weiter an. Sie erreicht nach derzeitigem Kenntnisstand auch gegen die Alpha- und Delta-Variante eine Schutzwirkung vor einer Hospitalisierung von 86 % und 92 %.
Es ist deshalb möglich, dass der schwächere Anstieg der Antikörper und die schlechteren Ergebnisse im T-Zell-Test sich nicht auf die Schutzwirkung auswirken. Andererseits dürften sie jedoch das Vertrauen in die heterologe Impfstrategie erhöhen.
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