Medizin

Studie: Infektionsrisiko in Kitas für Kinder und Erzieherinnen gering – bei niedriger Inzidenz

  • Donnerstag, 5. November 2020
/picture alliance, Frank Rumpenhorst
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Frankfurt am Main – Kindertagesstätten stellen einer Studie des Universitätsklinikums Frankfurt zufolge kein relevantes Reservoir für SARS-CoV-2 dar, so dass das Infektions­risiko in diesen Einrichtungen als vergleichsweise gering eingestuft werden kann. Die Studienergebnisse wurden vorab auf einem Preprintserver veröffentlicht (DOI: 10.1101/2020.11.02.20223859).

Im Rahmen der Safe-Kids-Studie in Zusammenarbeit mit dem hessischen Ministerium für Soziales und Integration seien über einen Zeitraum von zwölf Wochen 825 Kinder sowie 372 Mitarbeiterinnen in 50 Kitas in Hessen getestet worden, wie die Uniklinik gestern mitteilte. Dabei seien die Tests auf SARS-CoV-2 nur bei zwei Probanden positiv ausge­fallen – in beiden Fällen Erzieherinnen, aber aus unterschiedlichen Einrichtungen.

Die Studie wurde initiiert, um festzustellen, welche Rolle die Kindertagesstätten in der Pandemie nach der Wiederaufnahme des Regelbetriebs gespielt haben. Die äußert ge­ringe Rate positiver Befunde spricht dafür, dass es in den Kitas während der Studien­zeit nicht zu unentdeckten Infektionsketten unter den teilnehmenden Kindern und Erziehe­rinnen kam, die dann auch das private Umfeld der Kinder und Erzieher hätten gefährden können.

Im Untersuchungszeitraum von 18. Juni bis 10. September sei die Rate an Neuinfektionen landesweit allerdings als niedrig einzustufen gewesen, hieß es. Daher seien die Ergeb­nisse nicht ohne weiteres auf ein Umfeld mit hoher Inzidenz übertragbar. Im Studien­zeit­raum hätten jedoch auch die hessischen Sommerferien und die Wochen danach gelegen, in denen es reisebedingt zu einem Anstieg der Fallzahlen gekommen sei.

„In den zwölf Wochen Beobachtungszeitraum hat sich wohl keines der mehr als 800 untersuchten Kinder infiziert“, sagte Studienleiterin Sandra Ciesek der Wochenzeitung Die Zeit. „Die Wahrscheinlichkeit scheint also extrem gering zu sein, dass sich Kinder anste­cken.“

Überraschend sei dieser Befund insofern, als die meisten Infektionskrankheiten wie Erkältungen oder die saisonale Grippe sich sehr schnell in Kitas und Schulen verbrei­teten, erklärte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitäts­klinikum Frankfurt. „Ausgerechnet bei SARS-CoV-2 scheint das aber nicht so zu sein.“

Für die Safe-Kids-Studie hatten die Eltern und Kita-Mitarbeiter den Angaben zufolge einmal pro Woche einen Wangen- und einen Analabstrich bei ihren Kindern und sich selbst vorgenommen, um eine Ausscheidung von SARS-CoV-2 nachzuweisen.

Durch dieses „Dual Swabs“-Verfahren, also den zweifachen Abstrich, kamen mehr als 13.000 Abstriche für die Untersuchung zusammen. Die Kombination der Abstriche sorge für ein breiteres diagnostisches Fenster und eine verbesserte Testsensitivität, so das Universitätsklinikum.

nec

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