Politik

Affenpocken: Mehr Fälle, knapper Impfstoff

  • Mittwoch, 10. August 2022
/Bavarian Nordic
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Berlin/Brüssel – Die Zahl der Affenpockenfälle steigt weiter, der Impfstoff reicht in mehreren Ländern der Europäi­schen Union (EU) jedoch nicht mehr aus. In Deutschland wurden mit aktuell 3.025 Fällen erstmals mehr als 3.000 Erkrankte gemeldet, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) heute mitteilte.

Bei den Erkrankten handele es sich überwiegend um Männer. Betroffen seien aber auch acht Frauen, zwei männliche Jugendliche und ein vierjähriges Mädchen. Die Krankheit wird durch engen Körperkontakt über­tragen, nach Angaben des RKI bislang besonders bei sexuellen Aktivitäten zwischen Männern.

In Deutschland sollen die besonders betroffenen Bundesländer in dieser Woche Nachschub aus dem Vorrat des Bundes erhalten. Das hatte eine Sprecherin vorgestern dem Deutsche Ärzteblatt gesagt. Berlin soll dem­nach voraussichtlich mit zusätzlich rund 1.900 Impfdosen bedacht werden. „Zudem werden wir über eine Abfrage an die Länder sehen, ob wir von diesen noch Impfdosen bekommen können“, hieß es.

„Wir hören von immer mehr Praxen und Ambulanzen, dass der Impfstoff bald ausgeht oder sie schon nichts mehr haben – und wenn das noch nicht so ist, dann wird es bald so sein“, sagte der Sprecher der Deutschen Aidshilfe (DAH), Holger Wicht. Der Impfstoff sei bislang viel zu knapp bemessen, das Interesse in der Com­munity der bisexuellen und homosexuellen Männer aber sehr groß.

Berlin hat bislang mit 9.500 Impfdosen den größten Anteil von Imvanex erhalten, denn in der Hauptstadt wur­den etwa die Hälfte der bundesweit verzeichneten Fälle von Affenpocken gemeldet. Auch das BMG be­stätigte, dass Berlin mit der kommenden Lieferung insgesamt rund 11.500 Affenpockenimpfdosen erhalten werde.

Eine weitere größere Lieferung von 200.000 Impfdosen des Affenpockenimpfstoffs ist in Deutschland für Ende September geplant. Berlin soll nach aktuellem Kenntnisstand der Gesundheitsverwaltung etwa ein Drittel des Impfstoffs bekommen.

Engpässe bei den Nachbarn

Belgien vermeldete ebenfalls zum ersten Mal Affenpocken bei einer Frau, wie die Gesundheitsbehörde Scien­sano mitteilte. Dort wurden den jüngsten Daten zufolge 546 Affenpockenfälle bestätigt. In dem Land mit mehr als elf Millionen Einwohnern fuhren Menschen zuletzt über die Grenze nach Lille in Frankreich, um eine Impfung zu bekommen, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete.

Während in Belgien zuletzt nach Angaben des Gesundheitsministeriums nur etwa 3.000 Impfdosen zur Verfü­gung standen, hat Frankreich laut Gesundheitsminister François Braun genügend Impfstoff, um die Zielgruppe von 250.000 Menschen zu impfen. Weitere 30.000 Dosen wurden in Belgien bestellt und sollen ab Oktober geliefert werden. Um den bestmöglichen Schutz zu erhalten, muss man zweimal geimpft werden.

EU-weit stehen über die neue EU-Behörde Hera für gesundheitliche Notfälle insgesamt 163.620 Impfdosen zur Verfügung, die teilweise bereits an die Mitgliedstaaten verteilt wurden. Ein Sprecher der EU-Kommission wies bereits gestern darauf hin, dass die Produktionskapazitäten für den Impfstoff Grenzen hätten.

Man führe derzeit Gespräche mit den betreffenden Unternehmen um zu klären, wie die Kapazität erhöht wer­den könne. Der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke sagte, das Thema müsse bei dem nächs­ten Treffen mit seinen EU-Kollegen besprochen werden.

Auch in Großbritannien wird der gegen Affenpocken eingesetzte Impfstoff knapp. Der Sender Sky News be­richtete unter Berufung auf Insiderquellen, das Land habe nur noch einige Tausend Dosen auf Vorrat. In eini­gen Regionen sei es bereits nicht mehr möglich, Impftermine zu buchen. Die Financial Times zitierte ein Regierungsschreiben, wonach neue Lieferungen nicht vor September erwartet werden.

dpa/cmk/may

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