Aids-Konferenz in München: Scholz ruft zur internationalen Zusammenarbeit auf

München – Die Weltgemeinschaft muss gemeinsam an dem Ziel arbeiten, die Aids-Epidemie bis 2030 zu beenden. Dazu rief heute Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der 25. Welt-Aids-Konferenz (AIDS2024) auf.
Deutschland werde seine Unterstützung bei den Bemühungen fortsetzen, so die Zusicherung des Bundeskanzlers. Scholz appellierte zugleich an andere Geberländer, noch mehr finanzielle Unterstützung zu leisten. Insbesondere die Weltgesundheitsorganisation (WHO) brauche noch mehr internationale Unterstützung.
Bei einer Gesamtstrategie gegen HIV und Aids müsse es um mehr Forschung, bessere Prävention, patientenzentrierte Aufklärung und Information sowie um den entschlossenen Kampf gegen Diskriminierung gehen, so Scholz.
Die bayerische Landeshauptstadt München wird in dieser Woche Treffpunkt der weltgrößten wissenschaftlichen Zusammenkunft zur Bekämpfung des Aids-Erregers HIV. Zur Konferenz werden mehr als 10.000 Teilnehmende erwartet.
Bis Freitag wollen Mediziner, Gesundheitsexperten und Aktivisten aus mehr als 175 Ländern auf Einladung der Internationalen Aids-Gesellschaft (IAS) darüber beraten, wie der Erreger HIV und das erworbene Immunschwächesyndrom Aids weiter eingedämmt werden können. Das Treffen findet erstmals seit drei Jahrzehnten wieder in Deutschland statt: 1993 hatten sich die Experten in Berlin versammelt.
Christoph Spinner, Infektiologe und Oberarzt am Klinikum rechts der Isar, betonte, man sei im Kampf gegen HIV weit gekommen. Die Konferenz werde nach seiner Einschätzung eine wertvolle Plattform sein, Errungenschaften aber auch weiterhin bestehende Herausforderungen zu diskutieren. So könne Bayern beispielsweise von anderen lernen, das zu präventiven Angeboten sinnvollerweise auch sichere Drogenkonsumräume gehören.
Ein Thema der Konferenz ist die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP). Ordnungsgemäß eingenommen, können beispielsweise entsprechende Medikamente eine Infektion verhindern. Diese sind aber in vielen Teilen der Welt nicht zugänglich und auch in Europa außer bei homo- und bisexuellen Männern oft noch unbekannt.
In einigen Ländern Afrikas ist ein Vaginalring im Einsatz. Er besteht aus Silikon und wird in die Scheide eingesetzt. Dort gibt er einen antiretroviralen Wirkstoff frei.
Afrikas Hoffnungen ruhen auch auf injizierbaren Medikamenten zum Schutz vor einer Infektion, die nur alle zwei bis sechs Monate verabreicht werden müssen. Dazu und zu vielen anderen Themen sollen auf der Konferenz neue Studien vorgestellt werden.
Zahlreiche Organisationen und Vertreter unterschiedlicher Communitys präsentieren sich als Teil des Welt-Aids-Kongresses beim Global Village. Dieser Part des Kongresses ist frei zugänglich und soll die Menschen, die sich mit HIV und Aids befassen jenseits wissenschaftlicher Debatten zusammenbringen. Sie eint der Kampf gegen die Weiterverbreitung des Virus, aber auch gegen Stigmatisierung und Diskriminierung.
„Es geht darum, einen lebendigen Ort zum Austausch zu schaffen und das Thema erlebbar zu machen“, sagte Tobias Weismantel, Geschäftsführer der Münchner Aids-Hilfe und Co-Vorsitzender des Global Village. „HIV ist ein globales Problem.“ Es sei nur zu lösen, wenn man weltweit zusammenarbeite.
Die Zahl der Todesfälle konnte seit 2004, als weltweit rund zwei Millionen Menschen an den Folgen von Aids starben, zwar auf weniger als ein Drittel reduziert werden. Dennoch stirbt nach Zahlen des UN-Programms für die Bekämpfung von HIV und Aids (UNAIDS) derzeit jede Minute ein Mensch an den Folgen von Aids. Vor allem in Osteuropa steigen die Infektionen wieder an; in Afrika sind sie trotz vieler Fortschritte beim Kampf gegen HIV weiter hoch.
Weltweit lebten nach Angaben von UNAIDS im Jahr 2022 knapp 40 Millionen Menschen mit dem Virus, etwa ein Viertel – 9,2 Millionen – hatte keinen oder keinen ausreichenden Zugang zu Therapien. Bereits vor der offiziellen Konferenzeröffnung will UNAIDS am Vormittag die Zahlen von Neuinfektionen und Todesfällen für 2023 veröffentlichen, ein Schwerpunkt wird – wie bei der Konferenz – der Blick auf Osteuropa sein.
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