Ampel will Ärzteschaft besser in Digitalisierung einbinden

Berlin – Die Ärzteschaft solle bei der weiteren Digitalisierung im Gesundheitswesen besser einbezogen und mitgenommen werden. Diesbezüglich könne er ein „klares Bekenntnis“ für die Ampelkoalition abgeben, betonte heute Andrew Ullmann (FDP), Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages.
Im Rahmen einer Diskussionsrunde der Interessengemeinschaft Betriebliche Krankenversicherung (BKV) sagte Ullmann, selbst Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, internistische Onkologie und Infektiologie, er befürchte seitens der Ärzteschaft keine „standespolitische Sackgasse“ bei der Digitalisierung.
Aus seiner Sicht sei von der Mehrheit der Ärzte erkannt worden, dass es besser sei, mitzubewegen als bewegt zu werden. Wolle man den Digitalisierungsrückstand in Deutschland aufholen, dürfe die Coronapandemie keine Ausrede sein.
Kritik übte Ullmann an der Gematik. Diese habe aus seinem Blickwinkel als Arzt nicht das geliefert, was er erwartet habe. Insbesondere die Vorgänge rund um das elektronische Rezept (E-Rezept) würden veranschaulichen, dass die staatliche Entwicklung von IT-Lösungen eher abzulehnen sei. Zudem müsse man die Fehlerkultur im Rahmen der Digitalisierung optimieren – unausgereifte Instrumente dürften nicht per Zwang in die Versorgung gepresst werden.
Dem stimmte Benjamin Plocher, Vorstandsvorsitzender des BKV, zu. Aus Vorgängen wie rund um das E-Rezept müsse man lernen. Künftig müsse es umfassende Testphasen mit vorab definierten „quality gates“ geben. „Staats-Apps“ wie beim E-Rezept sollten zudem eine Ausnahme bleiben.
Sowohl Ullmann als auch Plocher äußerten sich zudem zur Zukunft der elektronischen Patientenakte (ePA). Plocher verwies darauf, dass bei den Betriebskrankenkassen die Nutzerzahlen bislang im unteren einstelligen Bereich verharren würden. Dies zeige klar, dass man bezüglich des Nutzens für Patienten und Ärzte noch deutlich nachlegen müsse. Bislang biete die ePA wenig mehr als einen „digitalen Aktenschrank“.
Zwar stelle die Digitalisierung neben der Pflege eines der im Bundesgesundheitsministerium (BMG) priorisierten Themenfelder dar, so Ullmann, eine Prognose, wann die im Koalitionsvertrag vorgesehene Umstellung der ePA auf ein Opt-Out-Verfahren erfolgt, wage er aber nicht. Hier sei noch „keine seriöse Vorhersage“ möglich.
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