Politik

Bericht: Geplanter EU-Impfnachweis ist nicht fälschungssicher

  • Montag, 3. Mai 2021
/picture alliance, SvenSimon
/picture alliance, SvenSimon

Berlin – Der geplante europäische Coronaimpfnachweis lässt sich einem Medienbericht zufolge problem­los fälschen. Nach Planungen des Gesundheitsministeriums sollen die im gelben Impfpass eingetragenen Impfnachweise umstandslos in Arztpraxen, Impfzentren oder in Apotheken auf den neuen EU-Impfausweis übertragen werden können, wie die Welt am Sonntag berichtet. Da dieser Nachweis im gelben Impfpass leicht zu fälschen sei, sei auch das darauf aufbauende neue EU-Zertifikat entsprechend anfällig für Betrug.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) räumte gegenüber der Zeitung die Sicherheitslücke ein. Bei der Prüfung der analogen Impfpässe sei „besondere Vorsicht geboten“. Das gelte auch, wenn „die Informationen in einen digitalen Impfpass übertragen werden“, erklärte das Ministerium.

Die Hackervereinigung Chaos Computer Club (CCC) sieht die Verantwortung für die offene Sicherheits­lücke beim Gesundheitsministerium. Beim Eintrag in den gelben Ausweis fehle die Absicherung gegen Fälscher komplett, sagte Sprecher Matthias Marx. „Das hätte man auch besser lösen können – mit Hologrammauf­kle­bern etwa, mit geprägtem Papier, mit Materialien, die sich nicht jeder auf Amazon zusammenklicken kann.“

Kritik an der Sicherheitslücke kam auch von Linken und FDP. Die Vorsitzende der Linksfraktion im Bundes­tag, Amira Mohamed Ali, sprach in der Welt von einem „katastrophalen Fehler“. „Jeder Kiosk in Deutschland wird besser geführt als das Gesundheitsministerium in der Coronapande­mie“, kritisierte Ali. „Dass es diese Sicherheitslücken nach mehr als einem Jahr immer noch gibt, ist skandalös“, sagte der FDP-Vizefraktions­chef Michael Theurer der Welt.

Die Bundesregierung müsse jetzt schleunigst dafür sorgen, dass die Sicherheitslücken geschlossen werden, zum Beispiel durch fälschungssichere Chargennummern der Impfstoffhersteller, die digital erfasst werden könnten.

Auch die SPD dringt auf mehr Sicherheit. Es sei Aufgabe des Bundesgesundheitsministers, „das europä­ische Impfzertifikat so sicher wie nur möglich mitzugestalten“, sagte Sabine Dittmar, gesundheitspo­litische Spre­cherin der Bundestagsfraktion, der Welt.

Ein EU-Kommissionssprecher erklärte dagegen, der EU-Impfnachweis sei sicher. Entscheidend sei, dass der Eingabeprozess im jeweiligen Land sicher sei. Dabei hätten es diejenigen Länder leichter, in denen das na­tionale Gesundheitssystem bereits vollständig digitalisiert sei. „Die Umschreibung von Papier­nachweisen auf digitale grüne Zertifikate über Apotheken wäre eine rein deutsche Lösung, kein Vorschlag der Europäi­schen Kommission“, betonte der Sprecher.

Es sei hier besonders wichtig, dass die vorgelegten Papierdokumente sorgfältig geprüft und abgeglichen würden, bevor ein EU-weit gültiges Zertifikat generiert werde.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte vergangene Woche angekündigt, den digitalen Impf­pass möglichst schnell zugänglich zu machen. Dafür solle dass Infektionsschutzgesetz entsprechend ge­ändert werden. Demnach soll der digitale Impfpass in der „zweiten Hälfte des zweiten Quartals“ einsatz­bereit sein.

afp

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung