Bündnis: Patientensicherheit auf oberster Ebene verankern

Berlin – Die Sicherheit von Patienten sollte nach Ansicht des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS) in allen Bereichen des Gesundheitswesens strukturell verankert werden. Das gelte von der Ausbildung aller Gesundheitsberufe bis zu den obersten Entscheidungsebenen, sagte die APS-Vorsitzende Ruth Hecker heute in einer Onlinepressekonferenz.
Es müssten sämtliche Akteure im Gesundheitswesen eingebunden werden, von Krankenhäusern, Körperschaften und politischen Institutionen über Pharma- und Medizintechnikfirmen bis hin zu den Praxen von Ärzten und anderen Gesundheitsberufen.
„In all diesen Bereichen gehört das Thema Patientensicherheit in die Unternehmensstrategie“, so Hecker. Hier müssten eindeutig formulierte und mithilfe von Kennzahlen nachprüfbare Ziele verankert werden, über die in größeren Unternehmen auch regelmäßig der Aufsichtsrat informiert werde.
Um rasch auf Missstände oder fehleranfällige Mechanismen in der Gesundheitsversorgung reagieren zu können, sollten diese zeitnah und möglichst aufwandsarm identifiziert werden können. „Das Prinzip der Freiwilligkeit, das wir in den vergangenen 15 Jahren verfolgt haben, hat hier nicht den gewünschten Erfolg gebracht“, so Hecker.
Sie forderte zudem, die Position des Patientenbeauftragten der Bundesregierung in eine Ombudsstelle weiterzuentwickeln und ihr mehr Kompetenzen zu geben. Hier sollten sowohl Patienten als auch alle Gesundheitsberufe Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen melden können.
Der stellvertretende APS-Vorsitzende und Patientenvertreter im Gemeinsamen Bundesausschuss, Constantin Grosch, übte deutliche Kritik an der Impfkampagne.
„Für behinderte Menschen, die nicht in einem Heim leben, stand aufgrund der fehlenden Priorisierung in Impfgruppe 1 lange Zeit kein Impfstoff zur Verfügung“, berichtete er aus eigener Erfahrung. Als Muskeldystrophiebetroffener wäre er aufgrund seiner beeinträchtigten Atemmuskulatur vermutlich besonders anfällig für einen schweren COVID-19-Verlauf.
Grosch verwies ferner auf die Situation in der ambulanten und stationären Versorgung vor allem im ländlichen Raum, die oftmals nicht barrierefrei zugänglich sei. Das erschwere die Impfungen von behinderten Menschen durch Haus- und Fachärzte und gefährde grundsätzlich die Versorgungssicherheit dieser Patientengruppe.
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