Bund: Länder können 10,5 Millionen Selbsttests bestellen

Berlin – Die Bundesregierung will den Ländern bei der Bestellung von Millionen Coronaselbsttests unter die Arme greifen. Bis heute Mittag könnten die Länder 10,5 Millionen der Tests beim Pharmakonzern Roche bestellen, heißt es in einem Brief von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) an die Ministerpräsidenten der Länder.
Ab morgen könne Roche bis zu 1,5 Millionen der Antigenselbsttests täglich ausliefern. Der Bund spreche dafür bei Roche eine befristete Abnahmegarantie aus. Wie aus dem Schreiben an die Länder hervorgeht, können diese Roche mitteilen, zu welcher Adresse täglich die dem Land nach Bevölkerungsschlüssel zugeteilten Selbsttests geliefert werden sollen. Die Lieferung erfolgt durch Roche. Ein Test kostet demnach 4,50 Euro zuzüglich Umsatzsteuer inklusive Lieferung, ab mehr als eine Millionen Tests 4 Euro.
Spahn und Scheuer schreiben: „Wir wissen, dass einzelne Bundesländer bereits auch solche Antigenselbsttests beschafft oder bestellt haben, andere beabsichtigen, dies in nächster Zeit zu tun.“ Das „Starter-Paket“ solle helfen, die Zeit bis zu den ersten Lieferungen aus eigenen Ausschreibungen zu überbrücken.
Der Bund übernimmt seit gestern die Kosten für mindestens einen Schnelltest je Bürger und Woche, der von geschultem Personal per Mund-Rachen-Abstrich durchgeführt wird. Gestern waren die Tests nicht in allen Ländern verfügbar. Zudem sollen die Selbsttests breit eingesetzt werden.
Vor knapp zwei Wochen wurden die ersten Selbsttests zugelassen. Dass die Tests im normalen Handel zu kaufen sind, soll laut Bundesgesundheitsministerium helfen, sie im Alltag zu etablieren.
Kritiker wie der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hatten gefordert, dass der Einsatz der Tests staatlich organisiert werden solle, so dass vor allem möglich Coronaansteckungsherde etwa in Betrieben oder an Schulen identifiziert werden können.
Die niedergelassenen Ärzte haben unterdessen dem Bundesgesundheitsminister vorgeworfen, für ein Testchaos gesorgt zu haben. Zwar komme nun endlich der vermehrte Einsatz von Schnelltests, „doch leider in einer absolut kurzfristigen, ja formal sogar rückwirkenden Umsetzung, die direkt beim Start zum Chaos geführt hat“, sagte der Vizevorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Stephan Hofmeister, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Die Verordnung des Ministeriums, die die Grundlagen der Testungen regele, habe die Kassenärzte erst gestern erreicht, beklagte Hofmeister. „Kein Wunder, dass die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sich überrollt fühlen.“ Es werde offenbar vergessen, „dass die vertragsärztlichen Praxen jeden Tag Millionen akut und chronisch Kranker sehen, diagnostizieren und behandeln und schon damit reichlich ausgelastet sind“.
Voraussetzungen für ein Angebot in Arztpraxen seien „eine ausreichende Verfügbarkeit von Tests, die frühzeitig in den Praxen zur Verfügung stehen und ein klares, unbürokratisches und rechtzeitig geregeltes Verfahren“, sagte Hofmeister. Grundsätzlich sei der vermehrte Einsatz von Schnelltests aber sinnvoll, fügte er hinzu. Das habe die KBV bereits im Oktober in ihrem Diskussionspapier gefordert.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: