Bund sieht keinen Anlass für gelockerte Quarantäneregeln

Berlin – Die Bundesregierung strebt wegen der hochansteckenden Coronavariante Omikron derzeit noch keine Lockerung der Quarantäneregeln an, hält aber Änderungen für möglich. „Im Moment besteht dazu kein Anlass“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) gestern in Berlin.
In der Pandemie müsse „schrittweise“ auf Entwicklungen reagiert werden. Die Ampel-Koalition äußerte sich zuversichtlich, die angepeilte Impfquote von 80 Prozent nun bis Ende Januar zu erreichen.
Mit Blick auf die rasche Ausbreitung der Omikron-Variante waren Forderungen laut geworden, die Quarantäneregeln anzupassen. Hintergrund ist die Befürchtung, dass es wegen massenhafter Quarantäne bei der kritischen Infrastruktur wie Polizei oder Krankenhäusern zu Personalengpässen kommen könnte.
Die bestehenden Pandemiepläne des Bundes und der Länder sähen „theoretisch“ bereits Möglichkeiten vor, Quarantäneregeln zu lockern, insbesondere wenn es um die Aufrechterhaltung kritischer Infrastruktur gehe, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums.
„Die Hochrechnungen gehen bei der Omikron-Variante von schlimmstenfalls 700.000 neuen Infektionen pro Tag aus“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Sepp Müller (CDU) der Welt von gestern. „In diesem Fall käme es tatsächlich zur Massenquarantäne.“
Nach bisherigem Wissensstand sei Omikron zwar ansteckender, aber nicht gefährlicher, sagte Müller. „Wir brauchen gerade für Geimpfte und Genesene Freitestmöglichkeiten, und zwar nach fünf Tagen. Geboosterte, die keine Symptome aufweisen, sollten bei einer Woche täglicher Schnelltestungen gar nicht in Quarantäne gehen müssen.“
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dagmar Schmidt sagte, sie erwarte, dass der Expertenrat der Bundesregierung in seinem nächsten Bericht auch auf die Quarantäneregeln eingehen werde. „Auf dieser Grundlage können wir die Regeln dann überarbeiten“, sagte sie laut Welt.
Die SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken geht davon aus, dass eine Quote von 80 Prozent bei den Coronaerstimpfungen bis Ende Januar erreichbar ist. Sie sei fest davon überzeugt, „dass wir viele Ungeimpfte noch erreichen können“, sagte Esken gestern im ZDF-„Morgenmagazin“.
Die Bundesregierung hatte ursprünglich gehofft, die 80 Prozent Erstimpfungen schon bis zum 7. Januar zu erreichen. Ein Jahr nach dem Start der Impfkampagne haben nun rund 74 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Dosis gegen COVID-19 erhalten.
Dies sei „schon ziemlich gut“, sagte Esken. Der Specher des Gesundheitsministeriums verwies darauf, dass zu den 30 Millionen erreichten Impfungen zum Ende des Jahres 30 weitere Millionen bis Ende Januar hinzu kommen sollten. Wenn alles gut laufe, würden dann die angestrebten 80 Prozent erreicht.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: